08.07.2012, 09:26
warum es so einfach ist "Selbstständiges Denken" immer gleich als Verschwörungstheorie abzustempeln!
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Analyse und Anleitung zur Neutralisierung des psychologischen Kriegsbegriffs “Verschwörungstheorie”
Von Daniel Neun | 7.Juli 2012
Share11Gesamtgesellschaftliche Zielwirkung des Begriffs
Stigmatisierung, Isolierung und Neutralisierung von Gegenmeinungen zu Behauptungen, die durch vermeintliche oder tatsächliche institutionelle oder gesellschaftliche Autoritäten und Mehrheiten aufgestellt bzw akzeptiert werden. Stigmatisierung, Ächtung oder Ausgrenzung derjenigen Personen, die solche vermeintlichen oder tatsächlichen Autoritäten und Mehrheiten und / oder ihre Behauptungen in Frage stellen. Niederschlagung von geistigen Strömungen, juristischen, parlamentarischen, journalistischen, polizeilichen, nachrichtendienstlichen oder militärischen Untersuchungen oder Ermittlungsergebnissen, die von diesen Autoritäten und Mehrheiten nicht erwünscht sind und deren Position gefährden könnten. Dienlich zur Kontrolle, Führung und / oder Neutralisierung jedweder gesellschaftlichen, politischen, parlamentarischen, informellen, militärischen, polizeilichen, nachrichtendienstlichen Opposition sowie von deren Repräsentanten und “Leuchttürmen”.
Inhaltliche Bedeutung und Wirkung auf die Nutzer
Reduktion aller Gedanken, Thesen, Vermutungen, Analysen hinsichtlich gesellschaftlicher, politischer, parlamentarischer, juristischer, journalistischer, militärischer, polizeilicher, nachrichtendienstlicher Vorgänge, Untersuchungen oder Ermittlungen, welche eine Form des Widerspruchs zur offiziellen Leitmeinung oder Darstellung der erwähnten Autoritäten beinhalten, auf die abweichende Theorie einer Verschwörung. Der Begriff impliziert somit, dass eine tatsächliche Abweichung von der offiziellen Leitmeinung oder Darstellung der Autoritäten eine Verschwörung beinhalten muss. Der Begriff “Verschwörungstheorie” überhöht damit den Begriff “Verschwörung” und mildert ihn nicht etwa ab, sondern eskaliert ihn. Er ist somit, im Gegensatz zur subjektiven Auffassung vieler seiner Nutzer, selbst Ausdruck paranoider Tendenzen und fördert diese.
Gleichzeitig bietet der Begriff allen Nutzern die bequeme Option, allen potentiell unangenehmen oder die eigene Stellung in Gesellschaft und Staat gefährdenden Gedanken und Überlegungen auszuweichen und sich diesen zu entziehen.
Subjektive Beispiele in Anwendung und Gebrauch
Beispiel 1:
Militärische Besatzungszone A, in Afrika oder Asien. Es ereignet sich morgens auf einem belebten Gebiet unter Einheimischen, ggf Angehörige einer bestimmten Ethnie oder Kirche, eine Explosion. Bereits Minuten später erscheint eine Meldung der Nachrichtenagentur X1 mit Sitz in einem der Staaten der militärischen Besatzungsmächte. Diese meldet unter Berufung auf Polizeikommandeur Y1 und Zeuge Y2, daß es sich um einen mit Sprengmitteln durchgeführten Selbstmord eines Einheimischen inmitten einer Menschenmenge von Einheimischen gehandelt habe. Der Einheimische sei einer anderen Religion / Ethnie zuzuordnen als die Getöteten, daher das Motiv. Da es nur vier weltweit relevante Nachrichtenagenturen gibt – Associated Press, United Press International, Reuters, Agence France-Presse – erscheint die Meldung vom blutigen “Selbstmordattentat” eines Einheimischen in der militärischen Besatzungszone nur Minuten nach dem Attentat in den großen Onlinen-Portalen derjenigen Staaten, deren Streitkräfte diese Besatzungszone kontrollieren. Eine polizeiliche, gerichtliche, militärische oder gar journalistische Untersuchung des Vorfalls hat zu diesem Zeitpunkt nicht stattgefunden. Sie wird auch nicht mehr stattfinden.
Jede Überlegung, es hätten z.B. Besatzungssoldaten, Söldner oder/und militärische verdeckte Einheiten schlicht Granaten, Sprengsätze oder Raketen gegen die Menschenmenge eingesetzt, um mit den Methoden der psychologischen Kriegführung durch den Einsatz brutaler Gewalt die “Zusammenarbeit und Passivität der lokalen Bevölkerung” mit den von den Besatzungsmächten eingesetzten Autoritäten zu gewährleisten – und nicht etwa mit jahrzehntelang vermeintlich unbesiegbaren Aufständischen ohne ortbares Hauptquartier, sich permanent magisch selbst finanzierenden und mit Kriegsmaterial der Besatzungsmächte bewaffnenden Einheiten ohne identifizierbare Kommandeure, die sich ausschließlich mit getarnten fliegenden Teppichen bewegen und nicht etwa mit den Chinook Helikoptern der Special Forces – ist nun eine Verschwörungstheorie.
Später stellt sich heraus, daß Polizeikommandeur Y1 und Zeuge Y2, welche die Nachrichtenagentur X1 für ihre Behauptungen heran gezogen hat, nie existiert haben. Sogar das reguläre Militärkommando der leitenden Besatzungsmacht bestätigt das.
Trotzdem bleibt die einmal akzeptierte Meinung bei fast allen Konsumenten von Informationsindustrie und Staatsmedien haften. Ein Einheimischer hat sich umgebracht und viele seiner Landsleute. Zum ersten Mal in der Geschichte ist es für alle Autoritäten und Mehrheiten in den Ländern der Besatzungsmächte völlig normal, daß sich Besetzte selbst massenweise töten. Die Besatzungsmacht trägt keine Verantwortung.
Und das war auch schon immer so. Seit Glausamel Killel in den 60er Jahren so grauenvolle Massaker im Vietnamanschlag anrichtete. Millionen Linke, Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschaftler und Journalisten in den kriegführenden Ländern waren jeden Tag in Sorge um die eigene Gesundheit, wenn sie in die U-Bahn stiegen, Bus oder einfach in den Urlaub fuhren. Überall lauerten die geheimen Schlitzaugen von Glausamel Killel. Überall wollte diese Attentate in den kriegführenden Ländern begehen. Glausamel Killel war es auch, der die Bomben auf Nordvietnam warf. Das hatten sie in der “Bild” gelesen. Die lasen sie damals täglich und glaubten alles was darin stand. Deswegen unterstützen Millionen Linke, Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschaftler und Journalisten die Militärs ihrer Länder und warnten davor, Glausamel Killel nutze den von seinen Attentaten geschürten Hass “um neue Terroristen zu rekrutieren” und “den Terror ins Land” zu holen.
Warum war das damals so? Weil es noch keine “Verschwörungstheorie” gab, aber Millionen Linke, Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschaftler und Journalisten, die sich, ihr Gehirn und ihre Aufgabe ernst nahmen.
Beispiel 2:
Auf einem Kontinent befinden sich rund zwei Dutzend Staaten. Jeder einzelne dieser Staaten wird mehr oder weniger durch eine kleine radikale Minderheit kontrolliert und ausgeplündert. Jede einzelne etablierte Partei, Gewerkschaft oder politische Organisation in jedem einzelnen Staat arbeitet dieser Ausplünderung der Staaten und ihrer Bürger mehr oder weniger zu, entweder durch aktive Kollaboration oder passiv durch Streik / Handlungsverweigerung, Aussitzen und Nichtstun der eigenen Apparate. Alle leitenden Funktionäre und viele aus der mittleren Ebene dieser zumeist straff hierarchischen Organisationen ohne Konkurrenz, aber mit stetig schwindender Mitgliederzahl, bezeichnen sich als prokontinental und äußern die Überzeugung, diese durch sie mit ermöglichte Plünderung und einsetzende wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Zerstörung der Staaten müsse zwangsläufig und vernünftigerweise zu deren Auflösung und Verschmelzung führen.
Alle Personen, die von dieser Auffassung abweichen, werden durch die betreffenden Akteure dieses Prozesses als antikontinental bezeichnet. Alle Personen, die die Auffassung vertreten, daß dies alles kein Zufall ist, werden der “Verschwörungstheorie” verdächtigt.
Historische Vorbilder und Ursprünge
Man muss den Begriff “Verschwörungstheoretiker” nur mit “Ketzer” übersetzen, um zu wissen, in welcher Tradition dieser Begriff steht und die, die ihn benutzen. Letztlich geht es um den Vorwurf des Abfalls vom herrschenden Glauben, der bestimmt wird von den herrschenden Autoritäten und Mehrheiten. (Glaube ist diesbezüglich auch übersetzbar mit herrschender Lehrmeinung, Ideologie, etc.). Der Begriff ist somit, im Gegensatz zur subjektiven Auffassung vieler seiner Nutzer, selbst Ausdruck klerikaler und autoritärer Denkstrukturen, die auf Unterwerfung als psychologischem Grundmuster aufbauen. Er ist denunziatorisch, inquisitorisch. Er ist gegen den klassischen Skeptizismus gerichtet.
Entsprechend dem militärischen Muster der Tarnung im feindlichen Gebiet, oder dem trotzkistischen Prinzip des Entrismus (des Einsickerns in “Wirtskörper” und deren Steuerung von innen heraus), bezeichnen sich nun professionelle oder ideologische Nutzer dieses Kriegsbegriff oft selbst als “Skeptiker”, emanzipatorisch, links oder sozialistisch, ohne dies zu sein. Tatsächlich geht es ihnen um die Neutralisierung dieser Strömungen.
Anleitung für Gegenmaßnahmen persönlich Betroffener
Wichtig ist es, das Prinzip der Inquisition des Katholischen Klerus zu kennen. Dieser wertete jede Verteidigung als besten Beweis für die Schuld des Angeklagten, da dieser Verteidigung ja offensichtlich nötig habe.
Verteidigung gegen den Begriff “Verschwörungstheoretiker” ist völlig sinnlos. Relevant sind einzig und allein effektive Gegenmaßnahmen. Dabei ist es Sache der persönlichen Einschätzung, ob die Denunziatoren den Aufwand wert sind. Wer durch diesen Kampfbegriff entsprechend angegriffen, stigmatisiert oder ausgegrenzt werden soll, reagiert am Besten wie folgt:
- poche auf verfassungsmäßige, rechtsstaatliche, sowie demokratische Rechte und Standards. Ein Beispiel: mit der Forderung nach ganz normalen Gerichtsverhandlungen, auch und gerade bei Attentaten, bei denen Morde erfolgen. Diese bleiben Morde. Morde haben zu Ermittlungen, Beweissicherung, Festnahmen, Anklagen und entsprechenden Verfahren vor zivilen Gerichten zu führen, die wiederum nach dem rechtsstaatlichen Prinzip von Anklage, Verteidigung und richterlichem Urteil und getreu nach Buchstaben und Geist der Verfassung zu erfolgen haben. Erfolgt dies alles nicht, ist Rechtsstaat und Verfassung außer Kraft gesetzt. Das muss verhindert werden, auch in kriegführenden Ländern wie unserem.
- verfolge die Behauptungen durch selbst ernannte Ankläger und Inquisitoren bis zurück zu deren Quelle, auch und gerade wenn diese in Informationsindustrie und Staatsmedien zu finden sind. Sammele eventuell Beweise und Fakten und archiviere diese (auch hier persönliche Einschätzung treffen, ob der Aufwand es wert ist).
- entschuldige Dich nie für Dich, Deine ehrliche Meinung und Deinen guten Glauben an die Menschheit, wenn Du überzeugt bist keinem Menschen etwas Böses getan zu haben oder zu wollen.
- reagiere nie auf Druck. Gib niemals auch nur einen Millimeter nach. Dies wird Dir sofort als Schwäche ausgelegt. Die Nutzer des Begriffs agieren stets aus der vermeintlichen oder tatsächlichen Position des Stärkeren / Mehrheitlers. Sie sind Feiglinge. Zeig ihnen, daß Du anders bist, als sie sich das gedacht haben.
- lass Dich nicht beirren. Halte Deine Emotionen heraus. Immer auf nachprüfbare Fakten reagieren und diese in rationalen Denkprozessen berücksichtigen.
- Deine Ankläger agieren zum Teil zielgerichtet und völlig skrupellos, zu einem größeren Teil schlicht aus Behäbigkeit, Denkfaulheit oder Unwissen. Dem ersten, kleinen Teil geht es um´s Geschäft. Letzteren, den Mitläufern, geht es meist nur darum lästige Änderungen an alltäglichen (Denk)Gewohnheiten zu vermeiden. Unterscheide zwischen beiden Gruppen und reagiere entsprechend. Zum ersten, kleinen Teil Deiner Ankläger brich jeden Kontakt ab und reagiere nur ggf. mit legalen Gegenmaßnahmen. Gegenüber dem zweiten Teil sei vorsichtig.
Anleitung zur gesamtgesellschaftlichen Neutralisierung des Begriffs
Wir müssen annehmen, daß die Nutzer dieses Begriffs psychisch konditioniert wurden oder sich, meist aus Gründen simpler Bequemlichkeit, selbst entsprechend konditioniert haben. Es ist nun völlig sinnlos, sich an dieser Konditionierung oder den entsprechenden Nutzern abzuarbeiten oder gar diesen Begriff selbst gegen deren Nutzer zu verwenden, da dies ein unauflösbares Paradoxon beinhaltet und die entsprechende psychologische Schleife intakt lässt.
Vielmehr gilt es diesen psychologischen Kampfbegriff nicht (mehr) zu verwenden. Die Wörter Mutmaßung, Vermutung, These, Behauptung, Unterstellung, etc, pp, sollten im rationalen Sprachgebrauch völlig ausreichend sein. Intrigen, Affären, Absprachen, Verabredungen, Agenden, Pläne, Strategien, Taktiken, Seilschaften, Interessengruppen, Programme, Operationen oder schlicht Befehle hat es immer gegeben, seit es (moderne) Autoritäten gibt. Verschwörungen sind in diesem Komplex lediglich ein spezielles Phänomen. Die größte Macht, gerade auch in Deutschland, ist immer noch die Macht der Gewohnheit. Diese gilt es in Frage zu stellen und darauf zu achten, welche Gewohnheiten man selbst bildet, bewusst oder unbewusst.
Vergiss niemals: die wertvollste Ressource im 21. Jahrhundert ist die menschliche Aufmerksamkeit. Überlege Dir gut, wem Du sie schenkst. Und rechne immer damit, dass es im größten Interesse der Autoritäten jeder Gesellschaftsstruktur ist, Deine Aufmerksamkeit zu lenken und zu kontrollieren. Lass das nicht zu. Lass Dir keine Angst davor machen nachzudenken.
Dann hast Du schon gewonnen. Und wir alle mit Dir.