11.06.2011, 20:18
Aus "The Poems of Max Ehrmann"
Gehe gelassen inmitten des Lärms und der Eile und besinne dich,
was für einen Frieden die Stille bergen kann.
Trachte nach möglichst guter Beziehung zu allen Menschen,
ohne dich selbst dabei zu verlieren.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus;
und höre anderen zu, sogar den Geistlosen und Unwissenden,
auch sie haben ihre Geschichte.
Meide laute und aggressive Menschen,
sie sind eine Qual für den Geist.
Wenn du dich mit anderen vergleichst,
kannst du bitter werden und dir nichtig vorkommen;
denn immer wird es jemanden geben,
größer oder geringer als du.
Erfreue dich an dem Erreichten genau so wie an deinen Plänen.
Sorge für deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sei,
er ist ein echter Besitz im Wandel der Zeit.
Sei behutsam in deinen geschäftlichen Angelegenheiten,
denn die Welt ist voller Betrug.
Aber lass dich davon nicht blenden,
es gibt auch reichlich Tugend;
viele streben nach hohen Idealen;
und überall ist das Leben voller Heldentum.
Sei du selbst.
Besonders sollst du keine Gefühle vortäuschen.
Ebensowenig sollst du der Liebe spotten;
denn angesichts der ganzen Dürre und Enttäuschung ist sie doch beständig wie das Gras.
Sei offen für den Rat der Jahre,
die Dinge der Jugend lass in Würde los.
Stärke die Kraft des Geistes,
damit sie dich im unerwarteten Unglück schütze.
Aber quäle dich nicht mit Vorstellungen.
Viele Ängste sind die Kinder von Erschöpfung und Einsamkeit.
Neben einem gesunden Maß an Disziplin sei gütig dir selbst gegenüber.
Du bist ein Kind des Universums,
nicht geringer als die Bäume und die Sterne;
du hast ein Recht darauf, hier zu sein.
Und ob es dir nun bewusst ist oder nicht,
das Universum entfaltet sich zweifellos gemäß einer Vorsehung.
Darum sei in Frieden mit Gott,
wie auch immer du ihn dir vorstellen magst.
Und bewahre dir trotz aller Anstrengungen und Bestrebungen den Frieden deiner Seele im lauten Durcheinander des Lebens.
Trotz aller Täuschung,
Mühsal und zerstörter Träume ist die Welt doch wunderbar.
Sei achtsam.
Strebe danach, glücklich zu sein.
Um die Entstehung dieses Textes rankt sich die Legende, er stamme von einem unbekannten Autor aus dem Jahre 1692 und sei in der Old St. Paul's Church, Baltimore (im US-Bundesstaat Maryland) auf einem Stein gefunden worden. Tatsächlich hat der deutsch-amerikanische Schriftsteller Max Ehrmann in Terre Haute, Indiana, die beeindruckenden Zeilen 1927 ohne Titel verfasst.
In "The Poems of Max Ehrmann" wurden sie aber erst drei Jahre nach seinem Tod im Jahr 1948 von seiner Witwe veröffentlicht. 1956 wurden sie in ein Büchlein ("The Desiderata Booklet") der Old St. Paul's Church (gegründet 1692) aufgenommen. Les Crane wurde 1971 für eine gesprochene Version des Textes ein Grammy Award verliehen.