05.03.2012, 12:41
Verbindung mit der Natur –in und um uns herum –bringt uns Entspannung, Authentizität und Einfachheit
„Wir sind so gern in der Natur, weil sie keine Meinung über uns hat!“
Warum hat sie keine Meinung über uns? Wenn man die Natur beobachtet, wird man vor allem eines feststellen: Sie denkt nicht. Sie ist pures Sein. Ob ein blühender Löwenzahn, eine uralte Eiche, eine singende Amsel oder eine flinke Maus – sie alle sind ohne Vergangenheit und Zukunft. Sie sind absolut in der Gegenwart verwurzelt. Und spürst du auch, welch wundervolle Ruhe und Kraft sie ausstrahlen?
Warum kommt uns das allzu oft abhanden?
Belagert von Werbung, Radio, Handy, Verkehr und Menschenmassen kann der Stress schnell überhand nehmen. All die künstlichen, vom Verstand erschaffenen Umgebungen machen es uns manchmal schwer, die gedanklichen Verwirrungen und das Chaos der Gefühle zu entspannen. Das raubt uns Kraft und Energie- und Zufriedenheit. Darum müssen wir auch einfach mal raus in die Natur, um endlich wieder „einen klaren Kopf zu kriegen“.
Gehe in die Natur und lasse dich vollkommen auf sie ein. Lasse für diese Zeit deinen Alltag hinter dir, trete in Kontakt mit den Lebewesen und Elementen. Sei neugierig wie ein Kind. Schüttel alles angelernte, deine zivilisierten Manieren von dir ab. Werde wieder wild. Klettere auf Bäumen (aber fall nicht herunter!), spiel mit der Erde, entdecke neue Welten. Wir sind nicht nur schick gekleidete, geschminkte und gestylte Menschen mit Kaufmannsausbildung. Tief in uns schlummert eine wilde, unbändige Kraft, die sich dafür nicht interessiert. Unsere gepflegten und langweiligen Vorgärten mit fünf Zentimeter Rasen, auf denen kein Kraut mehr wachsen und kein Tier mehr leben kann, sind ein Zeichen dafür, dass wir unsere Wildheit und Natürlichkeit unterdrücken. Wir haben uns so sehr gezähmt und rationalisiert, dass wir die natürliche Ordnung in uns und um uns herum nicht mehr zulassen.
Also gehe in die Natur, finde zu ihr und dir selbst zurück. Genieße all die schönen sinnlichen Erfahrungen: Die frische Luft, die du atmest, der Duft der Blumen, des Waldes und der Erde, der Wind, der deine Haut berührt oder die wärmenden Sonnenstrahlen, die summenden Bienen und singenden Vögel… Und jede Jahreszeit hat ihre eigene Schönheit.
Setze dich zum Beispiel einfach mal vor einen großen, alten Baum. Versuche nicht, ihn gedanklich zu benennen. Damit stülpst du ihn nur Konzepte und Schubladen auf und erfasst nicht das Wesen des Baumes. Auch „Baum“ oder „große alte Buche mit vielen Bucheckern“ sind nur Wörter, die nichts mit dem Lebewesen zu tun haben. Lasse dich vielmehr auf ihn ein, lausche ihm, schau ihn einfach lange an. Die rauschenden Blätter, die Äste, die sich im Wind wiegen… Wenn du den Baum lange genug beobachtest, wirst du merken, dass du eins mit ihm geworden bist. Sein Wesen ist in dich eingedrungen. Du bist plötzlich genauso still und friedvoll wie dieser Baum. Er steht vielleicht schon hunderte von Jahren dort, an diesem einen Platz. Unzählige Male schon sind die Jahreszeiten an ihm vorübergezogen. Alles um ihn herum hat sich immer wieder verändert. Wenn er dir also nicht Ruhe, Präsenz, das einfache Dasein lehren kann, wer oder was dann?
Und so kannst du von allem in der Natur etwas lernen. Tiere und Pflanzen sind große Lehrmeister.
Die Natur macht uns bodenständig, sie bringt uns wieder zur sinnlichen Erfahrung im Hier und Jetzt, jenseits alles abschweifenden Kopfkinos. Wir fühlen wieder diese frische Lebendigkeit und Wachheit, die uns im Alltag oft abhanden kommt. Wir spüren uns und die Welt um uns herum wieder mehr. Wir werden selbst wieder natürlich, alles wird einfacher, greifbarer. Wir nehmen unsere Konzepte, Vorstellungen und Zukunftspläne nicht mehr so ernst, denn wir erkennen: Dieser Moment, hier und jetzt, enthält alles, was wirklich wichtig ist. Denn nur in diesem Augenblick findet das wirkliche Leben statt.
Stell dir mal vor, welch ein Chaos in der Natur herrschen würde, wenn jede Pflanze und jedes Tier so vom Denken, von Vergangenheit und Zukunft beherrscht wäre wie wir Menschen. Stell dir ein Eichhörnchen vor, das sich einen Nahrungsvorrat anlegen muss, um für den Winter gewappnet zu sein – es würde krank werden vor Sorge, dass der Vorrat nicht reichen könnte. Von großer Angst getrieben, litt es unter Dauerstress und extremer Anspannung. Viele Eichhörnchen würden unter Burnout leiden.
Jeder Vogel würde seinen Gesang mit dem der anderen vergleichen. Viele von ihnen würden gänzlich verstummen, weil sie der Meinung sind, sie singen nicht gut genug, andere sind besser. Viele Vögel wären einsam, weil die Weibchen die schönen Gesänge des anderen Geschlechts nicht mehr vernehmen könnten. Die Hummeln würden sich nicht mehr trauen, zu fliegen, weil sie doch rein wissenschaftlich gesehen im Verhältnis zu ihren Flügeln viel zu schwer dafür sind. Oder das Gras, das so unaufhörlich wächst, nur um dann doch immer wieder abgefressen oder abgemäht zu werden. Es würde irgendwann frustriert aufhören zu wachsen, weil es ja doch keinen Sinn mehr ergibt…
Und jetzt stell dir vor, wie viel entspannter unser menschliches Dasein wäre, wenn wir uns mehr auf diese Natürlichkeit und Einfachheit, die allen Lebewesen innewohnt, einlassen würden. Die Natur lehrt uns vor allem eines: Die Weisheit des Hier und Jetzt. Bei dem zu bleiben, was hier und jetzt einfach da ist. Zu handeln, wenn handeln nötig ist und zu entspannen, wenn es möglich ist. Natürlich haben wir ganz andere Probleme und Schwierigkeiten zu meistern als ein Eichhörnchen. Aber wenn wir uns mehr auf unsere wahre Natur, auf unsere Natürlichkeit einlassen, können wir anders damit umgehen. Wir lernen, weniger in Gedanken von Vergangenheit und Zukunft zu rotieren, sondern uns mehr auf das einzulassen, was Hier und Jetzt ist. Durch diese Präsenz gewinnen wir neue Stärke und Energie, mit der wir aufmerksam in der Gegenwart sein und agieren können.
Dieses unglaubliche Wunder der Schöpfung entfaltet sich ohne einen einzigen Gedanken in jedem Moment neu. Kein noch so kluger Kopf hätte diese wunderschöne Vielfalt des Lebens erschaffen können. Hast du dir mal die Zeit genommen, ein Lebewesen, z.B. eine Raupe mal ganz genau anzuschauen? Ist sie nicht erstaunlich?
All das Leben auf und unter der Erde, im Wasser und in der Luft, so bunt und vielfältig. Einfach unbeschreiblich, nicht in Worte zu fassen! Da bekommt man eine Ahnung davon, welch unglaubliche Intelligenz durch alles wirkt. Auch du und ich, wir sind ein Teil, ein Ausdruck dieser stillen, kraftvollen Intelligenz. Unser Körper in all seiner erstaunlichen Komplexität hat sich völlig ohne unsere Willens- und Gedankenkraft entwickelt. Das nennen wir die Weisheit des Seins. In der Natur erinnern wir uns vielleicht wieder, dass wir ein Teil davon sind. Und wir entwickeln eine Achtung vor allem Leben, denn wir erkennen: Wir alle entspringen aus der einen Quelle des Seins.
Unsere Verbindung mit der Natur – in und um uns herum – bringt uns Entspannung, Authentizität und Einfachheit. Aber glaube uns nicht einfach. Schalte diesen blöden Computer aus, gehe in die Natur, spüre, was sie dir ohne Worte mitzuteilen hat!