01.06.2012, 02:07
Pazifikmüllteppich: Der neue Kontinent
Mittlerweile doppelt so gross wie die USA soll der mysteriöse Pazifikmüllteppich sein, der im pazifischen Ozean schwimmt. Noch vor Jahren als «Verschwörungstheorie von Umweltschützern» belächelt, ist der Müllstrudel nun zu einem unlösbaren Problem geworden. Oder doch nicht?
Legosteine, Wasserflaschen, Tragetaschen, Fischernetze, Kajaks, Reisekoffer: Im Nordpazifikwirbel treibt eine Plastiksuppe von gigantischem Aussmann. «Ursprünglich glaubte man, dass es eine regelrechte Insel aus Plastikmüll sei, auf der man beinahe gehen könne. Es ist nicht ganz so. Vielmehr handelt es sich um eine Art endlose Kunststoffsuppe, die in ihren Ausmassen doppelt so gross ist wie die Vereinigten Staaten», sagte Marcus Eriksen, ein Meeresforscher der US-Stiftung „Algalita Marine Research“ dem britischen «Independent». Die treibende Müllsuppe beginnt 500 Seemeilen vor der Küste Kaliforniens, erstreckt sich über den Nordpazifik und reicht bis fast nach Japan.
Die Existenz des Müllstrudels wurde eher zufällig entdeckt: Der Ex-Seemann Charles Moore durchquerte vor elf Jahren mit seiner Segeljacht den Nordpazifikwirbel, der wegen des schwachen Windes meistens gemieden wird. «Immer wenn ich an Deck kam, schwamm neuer Müll vorbei», beschreibt Moore die Reise. Moore, der wohlhabende Erbe eines US-Ölunternehmens, zog sich daraufhin aus dem Geschäft zurück und gründete die Algalita-Stiftung, um das Phänomen zu erforschen. Er schätzt, dass die Pazifische Müllhalde heute aus 100 Millionen Tonnen Treibgut besteht.
Meeresforscher wollen die tatsächliche Grösse der schwimmenden Plastikmüllhalde noch nicht bestätigen. Dazu sei noch mehr Forschungsarbeit notwendig, sagte David Karl von der Universität von Hawaii dem «Independent». Es gebe aber keine Gründe, die Daten von Algalita anzuzweifeln.
Müll, der vom Nordpazifikwirbel erfasst wird, bleibt laut der Umweltorganisation Greenpeace bis zu 16 Jahre lang in diesem Gebiet. Insgesamt kann die Zersetzung moderner Kunststoffe bis zu 450 Jahre dauern.
Laut UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, sind 90 Prozent des gesamten Ozeanmülls Plastik; auf jedem Quadratkilometer Meeresfläche befinden sich 18.000 Plastikteile. Außerdem ist Plastikmüll, der von Tieren oft für Nahrung gehalten wird, für den Tod von über einer Million Seevögeln und von über 100'000 Meeressäugern verantwortlich, schätzt das UNEP.
Verheerende gesundheitliche Folgen könnte die Müllsuppe auch für Menschen haben. Das Plastikgranulat fungiert als «chemischer Schwamm» für Pestizide und andere Schadstoffe, die so in die Nahrungskette gelangen. «Was in den Ozean kommt, kommt in die Tiere und am Ende wieder auf unsere Tische. So einfach ist das», so Eriksen. En Guete.
Doch es gibt auch Lösungsansätze. Aber sehen Sie selbst.
quelle:seite3.ch