08.06.2012, 10:38
Mein Weg begann in einer weiten Ebene, die sich vom Meer bis zu den Bergen erstreckte. Ich schaute mich noch einmal um, nahm den Geruch des Meeres wahr, spürte das Salz auf meiner Haut und hörte das Plätschern der Wellen, bevor ich mich schweren Herzens auf den Weg machte. Ich wußte, so wie es bisher war, konnte es für mich nicht bleiben, ich mußte mich auf die Suche begeben und würde dabei eine lange Strecke zurücklegen.
Mein Inneres trieb mich voran, auch wenn sich in mir noch viele Zweifel breit machten, so spürte ich doch ganz hinten in einer Ecke die Hoffnung hervorschauen. Sie blinzelte und wand sich ab und zu, um sich mehr Platz zu schaffen. Doch vorerst mußte sie sich damit zufrieden geben so wie es jetzt war.
So wanderte ich entlang des Flusses, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und merkte, dass ich gut voran kam. Zwischendurch legte ich Pausen ein, ruhte mich aus, genoß die wunderschöne Natur um mich herum und vergaß fast, warum ich hier unterwegs war. Als ich nach einer Pause gerade weiter gehen wollte, wurde ich von einem Schmetterling geneckt. Er tanzte vor mir her, mal hier, mal da und neckte mich. Ich hörte ihn flüstern und als er näher kam, verstand ich seine Worte: „Folge mir, ich zeige dir, wo es noch viel schöner ist als hier.“ Ich überlegte nicht lange und folgte ihm. Doch er flog immer mal wieder nach oben, so dass ich kaum auf meinen Weg achtete und plötzlich über eine Wurzel stolperte. Ich verletzte mir dabei meinen Knöchel und mußte mich erst einmal ausruhen. Ich schaute mich um, ob ich etwas zum Kühlen finden konnte und dabei stellte ich fest, dass der Schmetterling nicht mehr da war. Na prima, dachte ich, erst führt er mich hier her und dann läßt er mich allein. Zum Glück war in der Nähe ein kleines Rinnsal, an dem ich meinen Fuß kühlen konnte. So blieb mir nur, eine weitere Pause einzulegen und mich auszuruhen. Ich fiel nach einer Weile in einen unruhigen Schlaf und träumte, dass ich an einer Wegkreuzung stand und nicht wußte, in welche Richtung ich gehen sollte. Es war ein ständiges Hin und Her – bis ich davon erwachte, weil ich plötzlich die Schmerzen in meinem Fuss spürte.
Noch etwas benommen sah ich mich um und versuchte aufzustehen. Das gelang ganz gut und so machte ich mich humpelnd wieder auf den Weg. Ich schwor mir, mich nicht wieder ablenken zu lassen und diesmal dem Weg zu folgen, der mir von meiner Seele gezeigt wurde. Langsam aber sicher strengte mich das Laufen an, zum einen, weil mein Fuß immer noch schmerzte und zum anderen, weil der Weg jetzt steil nach oben führte. Ich sah vor mir einen aus meiner Perspektive riesigen Berg und überlegte zweifelnd, ob ich da wirklich hinauf sollte.
Er schien von innen zu leuchten und mir zu sagen, dass meine Entscheidung, ihn zu erklimmen, die richtige sei. Nun denn, mit einem tiefen Seufzer machte ich mich daran, ihn zu erobern. Ich mußte dabei großen Felsbrocken ausweichen, immer wieder den richtigen Weg suchen und ganz schön oft verschnaufen. Auch viele längere Pausen waren nötig. Das ganze dauerte nun schon Tage, oder waren es Wochen ? Ich hatte hier jegliche Zeitgefühle verloren. Meinem Fuß ging es mittlerweile besser, doch trotzdem war ich zutiefst erschöpft und fragte mich zum wiederholten Maße, wozu ich das alles hier tat.
Doch immer, wenn ich wieder an so einem Punkt angelangt war und alles in Frage stellte, erlebte ich sonderbare Dinge. Einmal vernahm ich eine Stimme in meinem Inneren, die zu mir sprach. Ich war so erschrocken, dass ich stehen blieb und mich umschaute, weil ich meinte, da wäre jemand. Aber nein, es kam aus mir heraus. Also begann ich, mich mit dieser Stimme zu unterhalten, was teilweise ganz schön amüsant war. Doch ich mußte aufpassen, dass ich dabei nicht die Richtung verlor.
Ein andermal nahm ich vor mir ein Licht wahr, so als wäre da eine Erscheinung, die mich begleiten wollte. Ich folgte auch ihr und spürte plötzlich eine wunderschöne Energie um mich herum. Und so kam ein Wunder nach dem anderen.
Trotz der Höhe und der Beschwerlichkeit des Weges wurde ich innerlich immer ruhiger und konnte nun auch die Umgebung um mich herum mit anderen Augen betrachten. Ich erfreute mich an den wenigen Blumen und Pflanzen, die hier oben ihr zu Hause hatten. Folgte dem Adler, der am Himmel seine Kreise zog und bestaunte unzählige Sonnenauf- und –untergänge.
Auch wenn ich diesen Frieden in mir fühlte, fragte ich mich immer öfter, wann ich denn nun endlich ankommen würde. Ich hatte ja den Gipfel des Berges fast erreicht, doch was dann ? Meine Gedanken begannen wieder zu kreisen und ich merkte kaum, dass ich nur noch wenige Schritte zu gehen hatte. Ich ermahnte mich innerlich zur Ruhe und blieb stehen. Tatsächlich, vor mir erschien der Gipfel des Berges. Ich erklomm ihn und blieb staunend stehen. Unter mir und um mich herum sah ich Licht, sah wie alles in dieses Licht getaucht schien und spürte, dass hier etwas ganz Besonderes geschah. Nur wußte ich nicht was. Als ich mich umdrehte und überlegte, wie ich denn jetzt hier wieder herunter kommen sollte, war der Weg, auf dem ich gekommen war, verschwunden. Dort sah ich nur Felsbrocken, die mir unüberwindbar erschienen.
Ich stand auf diesem Berg und wußte nicht weiter. Zurück ging nicht, doch vorwärts auch nicht. Ich setzte mich und schloss die Augen in der Hoffnung, meine innere Stimme würde zu mir sprechen. Doch da war nichts, ich spürte einfach nur Angst und Unsicherheit. Was sollte ich tun ?
Auf einmal wurde es noch heller um mich und ich fühlte Wärme. Ich öffnete meine Augen und schaute direkt in die Augen eines unbekannten Wesens. War das überhaupt ein Wesen ? Na egal, ich war froh, dass da jemand war, den ich fragen konnte. Ich erzählte meine Geschichte und wie ich hierher gelangt war. Das Wesen stellte sich als Engel vor und machte mir deutlich, dass mir nur ein Weg blieb – ich mußte springen. Springen, wohin ? Doch nicht etwa von hier oben einfach so da runter ins Nichts ? Ich schüttelte den Kopf – niemals !
Der Engel sprach von Vertrauen, Vertrauen zu mir selbst und dass nur dieser Weg der richtige sei. Wenn ich mich vertrauensvoll fallen lassen würde, dann würde ich viele Wunder erleben. Voller Skepsis schaute ich erst den Engel an, dann in den Abgrund. Aber woran kann ich mich festhalten ? fragte ich ihn. Du mußt alles los lassen und springen, war seine Antwort. Oje, was hatte ich mir da eingebrockt. Hier saß ich nun, spürte, es bedarf nur noch ein kleines Stückchen meines Weges, bis ich das Ziel erreicht hatte, doch ich verging fast vor Angst. Was sollte ich nur tun ?
Abermals schloß ich meine Augen und atmete ruhig… Der Engel saß still neben mir und ließ mir Zeit. Entschlossen stand ich auf und sagte zu ihm , dass ich bereit wäre. Er nahm mich an die Hand und gemeinsam sprangen wir…oder war es fliegen ? Es fühlte sich so schön an, ungebunden und frei, völlig schwerelos und doch in einem Gefühl des Getragenseins dahinzuschweben. Ich sah herrliches Licht um mich, spürte wieder diese Wärme und dazu ein Gefühl, als sei ich zu Hause angekommen.
Sicher landete ich im Tal der Erkenntnis, wie mir mein Engel später erzählte. Ich war so mit den Energien verschmolzen, so glücklich und floß über vor lauter Liebe und ich wußte genau, hier war meine Suche beendet. Ich hatte gefunden, was ich bisher mein ganzes Leben lang vermisste – mich selbst und meine Liebe sowie ganz viel Vertrauen in mich und meine Seele. Ich dankte meinem Engel und schaute ihm mit Tränen in den Augen noch lange hinterher…
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