18.09.2012, 15:55
Doch er gab alles auf, um die Wahrheit zu suchen, weil er in Anbetracht des Todes, des Leidens und der Vergänglichkeit keinen Sinn im Leben sah. Und nachdem er die Wahrheit, den Sinn, gefunden hatte, hätte er sein altes Leben wieder aufnehmen können. Sein Vater war immer noch der König und wollte ihn als Nachfolger haben. Er köderte ihn mit seinen Reichtümern.
Doch was tat Buddha? Er lebte als reisender Bettler und weihte andere in die Spiritualität ein. Er hätte beides haben können: materiellen und spirituellen Reichtum. Was könnten seine Beweggründe gewesen sein, auf ein Leben in Wohlstand zu verzichten?
Für einen normal denkenden Menschen in heutiger Zeit macht das wenig Sinn. Wieso verzichtete Buddha auf seinen Wohlstand? Hättest du darauf verzichtet? Wärest du lieber ein Bettler, als ein Millionär?
Doch wer einmal von wahrer Spiritualität gekostet hat, wer einmal die Süße dieses Nektars probiert hat, kann Buddha verstehen. Tatsächlich verzichtete er auf nichts. Das scheint uns nur so, weil wir den Wert der Spiritualität nicht kennen. Wir kennen den Wert des Geldes. Wir wissen, welcher Art Glück man sich durch Geld erkaufen kann. Zumindest haben wir eine Vorstellung davon.
Würde uns jemand vor die Wahl stellen, im Lotto zu gewinnen oder spirituell zu werden, wer würde schon die Spiritualität bevorzugen? Das wäre wie die Wahl zwischen einer Million Euro und einer Kiste, von der wir nicht wissen, was darin enthalten ist. Wer würde schon die Kiste wählen?
Buddha wusste, was es heißt, reich zu sein. Buddha verzichtete auf den Reichtum, um die Wahrheit zu suchen. Buddha fand sie nach jahrelanger Suche und als er sie gefunden hatte, brauchte er den materiellen Wohlstand nicht mehr.
Da muss man sich als vernunftbegabter Mensch schon fragen, wie viel Wert die Spiritualität haben muss, um auf so viel Wohlstand verzichten zu können. Wie erfüllt muss man sein, damit man "freiwillig" als Bettler leben kann?
Diese Geschichte ist nur eine von vielen Geschichten spiritueller Meister. Ich erzähle sie nicht, um den Wert materiellen Wohlstand zu erniedrigen. Ich erzähle sie, weil sie eine bestimmte Frage aufwirft:
Kann es sein, dass spiritueller Reichtum erfüllender ist, als materieller Wohlstand? Kann es sein, dass wir nach den falschen Dingen streben und ihnen einen zu hohen Wert beimessen? Kann es sein, dass in der Tiefe unseres eigenen Wesens ein Schatz begraben liegt, der mehr Wert hat, als alle Güter und Beziehungen dieser Welt?
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Ja. Der wahre Schatz befindet sich in dir selbst. Und wenn deine Erfülltheit von Beziehungen und deinem Wohlstand abhängig ist, dann hast du diesen Schatz noch nicht gefunden.
Suche ihn und du wirst Buddha verstehen. Du wirst verstehen, dass Spiritualität nichts mit Verzicht, sondern mit Freiheit zu tun hat. Ob du dann als Bettler oder als König lebst, spielt dann keine Rolle mehr. Du bist erfüllt. Und das ist alles, was zählt. Dann wirst du auch ein Feuer sein, der die Suche nach Erfüllung der anderen entzündet, ganz ohne Mühe.
Buddha war reich. Dieser Reichtum ist nicht von dieser Welt. Er ist in dir. Auch du kannst ein Buddha sein.