11.02.2013, 12:50
Papst Benedikt XVI. gibt sein Pontifikat am 28. Februar ab. Das teilte Joseph Ratzinger überraschend während eines öffentlichen Konsistoriums in Rom mit. Er kündigte seine ungewöhnliche Entscheidung in lateinischer Sprache an.
"Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben", sagte Benedikt. Daher verzichte er auf das Amt des Bischofs von Rom, so dass am 28. Februar, um 20.00 Uhr, der Stuhl des Heiligen Petrus vakant sein werde.
Sein Arzt habe dem Papst geraten, keine transatlantische Reisen mehr zu unternehmen, sagte der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger. Auch das Gehen bereite seinem Bruder zunehmend Schwierigkeiten.
Benedikt XVI. bedankte sich bei allen, die mit ihm die Last seines Amtes getragen hätten und bat um Verzeihung für seine Fehler. Der Dekan der katholischen Kirche, Angelo Sodano, nannte die Ankündigung einen "Blitz aus heiterem Himmel". Die Kardinäle waren eigentlich zusammengekommen, um über mehrere neue Heiligsprechungen abzustimmen.
Klare Position
Im Gespräch mit n-tv.de hatte der Papst-Biograph Andreas Englisch bereits vor einem Jahr gemutmaßt, dass Ratzinger zurücktreten werde. Ratzinger habe während der langen Krankheit seines Vorgängers Johannes Paul II. immer wieder betont, die Kirche brauche jemanden, der im Vollbesitz seiner Kräfte ist, sowohl geistig als auch körperlich. Sollte Benedikt XVI. fürchten, "geistig oder körperlich so stark abzubauen wie das im Fall von Karol Woityla war, wird er zurücktreten". Auch in einem Buch hatte das katholische Kirchenoberhaupt geschrieben, es sei für einen Papst "eine Pflicht" zurückzutreten, wenn er seine Ämter nicht mehr bewältigen könne.
Der letzte Papst, der zurückgetreten ist, war Coelestin V.. Er gab 1294 sein Amt als bisher einziger Pontifex aus eigenem Antrieb auf. Der Paragraf 22 des Kirchenrechtes sieht den Rücktritt eines Papstes ausdrücklich vor. Englisch betonte vor einem Jahr jedoch, dass sich aus einem Rücktritt erhebliche Probleme ergeben könnten. Entscheide ein Nachfolger "irgendetwas, was dem zurückgetretenen Papst nicht passt", dann könne der theoretisch sagen: "Ich überleg‘s mir anders: ich bin der Papst! Und dann haben wir ein riesiges Problem."
Papst Benedikt XVI. war im April 2005 zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt worden. Er ist mittlerweile 85 Jahre alt.
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