20.02.2012, 20:48
Heilige Pflanzen des Wissens und der Heilung
Jede Kultur hat ihre heiligen Pflanzen. Sie bringen Gesundheit, öffnen unser Herz und Wege in die Erkenntnis, helfen Verstand und Gefühl zu reinigen, negative Energien aus dem Körper zu extrahieren oder lassen uns von der Unsterblichkeit unserer Seele kosten. Ihre Einsatzbereiche sind so allumfassend wie ihre Mythen.
Die heiligen Pflanzen Perus, wie Ayahuasca und Coca, sind mittlerweile vielen ein Begriff, doch wenige kennen die mitteleuropäischen Vertreter Alraune, Mistel, Taubnessel und Holunder und ihre spezifische Anwendung.
Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen!”, besagt eine alte Volksweisheit. Doch gibt es in der Pflanzenwelt besondere Helfer, denen eine spezielle Aufgabe als Heiler und Lehrer zukommt. Sie sind seit Menschengedenken heilige Pflanzen der Erkenntnis, die uns helfen, unser Herz zu heilen, in die Mysterien der Welt einzutauchen und aus dem Brunnen des Wissens zu trinken. Sie haben eine Vielzahl von Aufgaben und Anwendungsbereichen und viele davon tragen ein gemeinsames Merkmal – die alchemistische Farbe Gold in ihrer Schwingungssignatur. Gold als Transformator und Herzöffner, zur Reinigung und Wandlung des Bewusstseins und des Körpers.
Natürliche Heilschwingungen
Eine peruanische Geschichte vom Baum des Wissens erzählt, dass alle Pflanzen Manifestationen der Farben des Regenbogens sind. Somit hat jede Pflanze ein ihr eigenes Farb- und Wirkungsspektrum. Ihre spezielle Schwingung lässt sie genau auf bestimmte Regionen des Körpers oder der Organe wirken. Zum Beispiel wirken Pflanzen wie der Beifuss oder Heilziest durch ihre hauptsächlich orange Farbschwingung sehr stark auf die emotionale Ebene des Menschen. Diese beiden Heilpflanzen helfen uns, als Tee getrunken oder geräuchert, unsere Gefühle in der Balance zu halten und in emotionalen “Tief”-Zeiten leichter zu atmen.
Pflanzen, deren Farbsignatur eine starke Aktivität im roten Schwingungsbereich aufweist – wie der Ackerschachtelhalm – wirken sehr erdverbindend. Pflanzen mit der Schwingungsfarbe Rosa, wie die Zistrose und die Hagebutte, wirken auf den Herzbereich und stärken unsere Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe uns selbst und anderen gegenüber. Die Wirkungsbereiche lassen sich aufgrund der Chakrenlehre sehr gut zuordnen, da zum Beispiel Rot die Schwingungsfarbe des Wurzelchakras (Kontakt zur Erde) und Orange die des Sakralchakras (Sitz der Gefühle) ist. Jedoch sollten die Pflanzen in ihrem Wirkungsspektrum nicht allein auf diese Verbindung beschränkt werden.
Einblick in geistige Gesetze
Pflanzen mit der Schwingungsfarbe Gold haben eine besondere Aufgabe übernommen und wirken auf den menschlichen Organismus in seiner Gesamtheit heilend. Sie wurden und werden in vielen Kulturen als heilige Pflanzen geehrt und für Rituale der Heilung, des Wohlstands und der Liebe verwendet. Die Farbe Gold steht dabei als Symbol für Weisheit, Klarheit, Lebenskraft und Inspiration und die Wandlung hin zur höchsten spirituellen Vervollkommnung. Es sind Pflanzen, die in ihrem Wesen das Wissen bestimmter Teilbereiche oder aller Pflanzen in sich tragen und es vermögen, unser Herz für die Gesamtheit zu öffnen. Diese Pflanzen haben für die Entwicklung der Menschheit eine große Bedeutung und wurden von Heilern, Sehern und Schamanen genutzt, um Gesundheit und Reichtum für ihr Volk und das Land zu bringen und tieferen Einblick in die Gesetze des großen Geistes zu bekommen.
In Europa sind das beispielsweise die Alraune, der Holunder, die Mistel & die Taubnessel. Abgesehen von der vielfältigen Heilwirkung des Holunders kann man mit Hilfe von Holunderholz auch wirkungsvoll Fremdenergien aus dem menschlichen Körper extrahieren. Durch ein entsprechendes Ritual und mit Hilfe von Rassel, Flöte oder Gesang wird die Fremdenergie in das Innere des Holunderholzes gezogen, wo sie gebunden wird. Anschließend wird das Holz mit Hilfe eines Lösungsspruches dem Feuer übergeben und es wird um Transformation gebeten. Der Holunder war und ist ein heiliger Strauch, dessen Anwendung bestimmt noch einige Geheimnisse in sich birgt, die darauf warten, entdeckt zu werden.
Kontakt mit dem Unbewussten
Eine der großen Pflanzen des Wissens in Mitteleuropa ist die von Hexen und Zauberern im Altertum hoch geehrte Alraunenpflanze, auch Mandragora genannt. Ihre Wurzel hat eine menschenähnliche Form, sie galt aufgrund dieses Merkmals schon früher als mächtige Heilpflanze. Aufgrund der hohen Giftigkeit ist vom Verzehr jeglicher Teile dieser Pflanze sehr stark abzuraten. Die getrocknete Wurzel zu verräuchern ist ungefährlich, wenn auch nicht immer unbedenklich. Auch durch das Verräuchern können emotionale Prozesse in Gang gebracht werden, die fachmännischer Begleitung bedürfen. Die Mandragora hilft uns, das Licht in uns zu erkennen. Dafür geht sie direkt ins Schattenreich von Mutter Erde und zeigt uns, dass am Ende doch jeder Schatten ein Kind des Lichts ist. Diese Prozesse sind anfangs aber nicht immer angenehm, da oftmals alte, längst in Vergessenheit geratene Themen in Resonanz geraten. Viele Verletzungen und Traumata haben wir, oft aus gutem Grund, unter den schweren Steinen des Vergessens ins Unterbewusstsein verbannt. Werden diese Zugänge geöffnet, erwarten uns eben manchmal Überraschungen. Deshalb ist es gut, jemanden an seiner Seite zu wissen, der Erfahrung im Umgang mit Schattenarbeit hat. Wie in der Literatur zur Alraune auch oft beschrieben, sollte man mit den Geistern umzugehen wissen, die man ruft.
Die Alraune hat die Fähigkeit, uns mit unseren unbewussten Ängsten und Gefühlen in Kontakt zu bringen, sie mit dem Licht der Bewusstheit zu fluten. Ihr Pflanzengeist ist sehr mächtig, und ich würde ihn erfahrungsgemäß nicht als sehr sanft beschreiben. Die heilige Dame ist eben sehr direkt, redet nicht lange um den heißen Brei herum und kommt gleich auf den Punkt! Eine lichtvolle und heilsame Pflanze, die mit einer saftigen Portion Vorsicht zu genießen ist. Vielleicht ist das der Grund, warum das Wissen um die richtige Anwendung dieser Pflanze in Vergessenheit geraten ist.
Schmaler Grat zwischen Heilung und Vergiftung
Die Mistel und die Taubnessel sind sozusagen die allwissenden Großeltern in der Pflanzenwelt. Sie tragen das Wissen aller Pflanzen und Heilpflanzen in sich. Dadurch ermöglichen sie es uns, in direkten Austausch mit dem Wissen selbst zu kommen, uns mit der Weisheit unserer Ahnen zu verbinden und vom Großen Geist selbst zu lernen.
Die Pflanzenheiler im Amazonas von Peru kennen ihre Heilpflanzen sehr gut und können mit deren Wissen und Hilfe viele Krankheiten heilen. Doch ist es für sie nicht notwendig, sich mit jeder einzelnen Heilpflanze wochenlang im Detail zu beschäftigen. Im peruanischen Amazonas gibt es bestimmte heilige Bäume, welche das Wissen aller anderen Heilpflanzen in sich tragen. Diese Bäume haben einen so starken Baumgeist, dass sie sehr stark – auch toxisch - wirken. Es bedarf wochenlanger Diät und Askese ohne Salz, Zucker und Geschlechtsverkehr, um die innere Reinheit zu generieren, die es erst ermöglicht, sich ungefährlich auf die Begegnung mit diesen Wissensbäumen einzulasssen, um von ihnen zu lernen. Wer weder Meister (maestre) noch ausreichend vorbereitet ist, den haut es schlicht und einfach aus den Latschen, wenn er einen solch rituell zubereiteten Pflanzentrunk zu sich nimmt!
Nebenwirkungsfrei: Pflanzenmeditationen
Doch es bestehen vielerlei Wege, um Zugang zu diesem Wissen zu bekommen. Es ist nicht unbedingt erforderlich, sich im Kochen toxischer Zaubertränke im eigenen Kupferkessel zu üben. Über Meditation oder die schamanische Verbindung durch die Trommel kann man sich direkt mit dem allwissenden Pflanzengeist verbinden - und das ganz ohne Nebenwirkungen. Um Zugang zu diesem direkten Wissen zu bekommen, ist eine Schulung der eigenen Fähigkeiten vorteilhaft, denn die Kultivierung eigener Ruhe, das Üben von Wahrnehmung und Zentrieren sind ein großer Teil der meditativen wie schamanischen Praxis. Auch für Sensitive und Begabte ist es in der Regel schön und erfüllend zu lernen, ihre Fähigkeiten zielgerichtet für sich und die Menschen in ihrer Umgebung einzusetzen.
Das direkte Wissen unserer Vorfahren liegt in der Pflanzenwelt für uns bereit und wartet darauf, aufs Neue entdeckt, gespürt und gelebt zu werden. Denn vieles ist über die Jahrhunderte an Wissen verloren gegangen oder systematisch ausgelöscht worden. Wenn wir uns rückbesinnen auf das Wesentliche – die Natur und die Spiritualität unseres Daseins –, können wir auch wieder stärker im Einklang mit unserer Umwelt und den Menschen um uns herum leben. Öffnen wir uns für die Geschenke der Pflanzenwelt, können wir viel Verbundenheit und Heilung erfahren.
Daniel Aigner