02.04.2012, 15:25
@charis
ich dachte man wäre hier so weit, dass man keine Vorurteile mehr fällt. Vielleicht liegt es daran, dass du meinen Text nicht gelesen hast, weil der Begriff "Moslem" dich womöglich schon von anfang an abgeschreckt hat.
Nochmal: Alle Religionen (darunter gehört auch der Islam, ich dachte ich hatte das hier im Forum durch meinem Thread "heilige Bücher" deutlich genug ausgedrückt) sind verfälscht oder manipuliert, aber in allen Religionen scheint dennoch durch die unzählige Verfälschungen und Manipulationen ein Schimmer der Wahrheit. Ich habe hier über den Koran berichtet, weil ich das Gefühl habe, dass manche aufgrund der kulturellen Konflikte und Vorurteile den Islam als den Bösen betrachten. Bitte jetzt nicht noch einmal falsch verstehen, denn umgedreht, also bei den Muslimen, sind die Vorurteile mindestens genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer.
Damit wir uns verstehen: Der Koran, die Bibel, ein Channeling von Kryon, ein Buch von Drunvalo Melchizedek, ein Interview mit Detlef Schöneberg oder ein Hörbuch von Eckhart Tolle sind für mich gleichwertig. Sie alle sind zweitrangig, denn sie alle haben keinerlei Nutzen, wenn die Menschen das, worauf all diese spirituellen Lehren hinweisen, nicht erkennen. Wahrlich, die Wahrheit ist in allen dieser spirituellen Lehren vorhanden, die Wahrheit würde auch ohne den Koran oder ohne die Bibel existieren und wäre keinesfalls minderwertiger. Die Wahrheit ist an nichts von all dem gebunden! Man hat aus Spiritualität Mainstream gemacht, genauso wie es Mainstreammusik, Mainstreammedien usw. gibt, gibt es Mainstreamreligionen. Dazu gehören unweigerlich alle großen Religionen.
Wir haben in der Geschichte bereits mehrfach erfahren, was man aus den Lehren, die eine tiefe Wahrheit beinhalten und von vielen Menschen nicht wirklich verstanden werden, gemacht hat. Man erhebt Anspruch auf den Schöpfer und tötet deswegen sogar andere Menschen. Das ist der Wahnsinn des Egos, das Resultat des Vergessens, die Illusion der Getrenntheit.
Doch es gab immer wieder Menschen, die die Essenz der Lehren in den jeweiligen Religionen verstanden. Sie nannten sich die Mystiker (bei den Christen), die Sufis (bei den Moslems), die Zen (bei den Buddhisten) usw. Sie streiteten die Lehren der jeweiligen spirituellen Meister nicht ab, im Gegenteil, sie bestärkten diese sogar. Sie erkannten die Manipulationen und Verfälschungen in den Religionen, von daher gründeten sie Mystikerschulen, damit die Wahrheit nicht gänzlich verloren ging. Doch auch einige unter ihnen verloren mit der Zeit ihre wahre Absicht.
Ein wichtiger Aspekt der sufistischen Lehre ist, dass man die Wahrheit erfährt und nicht nur intellektuell erfasst. Gemäß dem Grundsatz "Den Glauben sieht man in den Taten" ist es für die Sufis entscheidend, oft eher mit gutem Beispiel in der Welt aufzutreten als über den Glauben zu reden. Darüber hinaus ist "Aufrichtigkeit" unentbehrlich, und man sollte versuchen, nach außen hin so rein zu werden, wie man es auch nach innen hin anstrebt. Viele in der heutigen Zeit beschäftigen sich mit esoterischen und spirituellen Dingen, aber wenn es darum geht, diese in ihrem Leben umzusetzen, ist man eher nachlässig. Einerseits schreibt man über die bedingungslose Liebe, andererseits wird man im "Real Life" nach einer Kleinigkeit sofort agressiv und versucht ständig, sich rechtzufertigen. Das passt irgendwie nicht zusammen, oder etwa nicht?
Ich möchte noch erwähnen, dass die heiligen Bücher nicht gleich die dazugehörigen Religionen sind. Die heiligen Bücher sind nichts weiteres als Channelings, geschrieben von spirituell inspirierte Menschen, die Religionen selbst jedoch dienen lediglich zur Manipulation und Trennung.
Was du über den Islam weißt, ist das, was man möchte, was die Menschen im Westen über sie wissen sollen. Andersrum ist es genauso. Hiervon wusstest du höchstwahrscheinlich noch nichts:
So wie im Christentum auch, gibt es mehrere Varianten vom Islam (Sunniten, Schiiten, Aleviten usw). Diejenigen im Islam, die heutzutage an die Wahrheit am nächsten kommen, sind die Bektaschi.
Bektaschi ist ein Derwisch (Sufi)-Orden und wurde von Hacı Bektaş Veli gegründet. Einen spirituellen Lehrer der Bektaschi nennt man Dede, was übersetzt Großvater bedeutet. Ganz nebenbei bemerkt will die türkische Regierung, dass die Dedes in der Türkei einen festgelegten Lohn bekommen, genauso wie die Hodschas in der Türkei. Für viele Dedes ist das verlockend, doch Reshat Bardhi, der Oberhaupt der Bektaschis, sogenannter Dedebaba, der vor einem Jahr verstarb, lehnte dies ab, denn er vertrat die Meinung, dass dies dazu führen würde, dass die Dedes nicht mehr des Spiritualitäts wegen, sondern des Geldes wegen Predigte halten würden. Dies würde auch bedeuten, dass der Staat die Predigte gezielt manipulieren könnte, so wie sie es bereits in den Moschees machen. Die Hodschas dürfen keine unabhängige Predigte halten, sie alle bekommen vom sog. "Diyanet İşleri Başkanlığı" (Übers.: Amt für religiöse Angelegenheiten) vorgeschrieben, welche Predigte sie halten und was genau sie Lehren dürfen. Hier kann man deutlich erkennen, dass der türkische Staat die Fäden der Spiritualität fest im Griff hat. Nebenbei erwähnt sind laut Koran alle Hodschas Unbewusste, denn es wird davor gewarnt, Spiritualität zu verkaufen, was hier aber eindeutig gemacht wird. Die meisten Hodschas sind nicht vom Herzen aus spirituelle Lehrer, sondern des Geldes wegen. Würden sie kein Geld für ihre Tätigkeit bekommen, würden viele diese Tätigkeit nicht machen.
Nun wollen sie das Selbe mit den Bektaschi machen und die Meisten Dedes sind dafür. Nur wenige, die den Sinn der Spiritualität verstehen, sind dagegen. Bis heute ist es noch so, dass die Dedes keine Gegenleistung für ihre Lehren bekommen, ausgenommen Spenden, doch ihr Lebensunterhalt müssen sie wie alle anderen Menschen auch selber erarbeiten. Das soll sie ermutigen, predigte aus dem Herzen zu halten, anstatt Predigte für Egozwecke zu halten. Dennoch nehmen viele Dedes ihre Rolle ein, damit sie einen besseren gesellschaftlichen Status haben. Wenn sie auch noch Geld dafür bekämen, würden sie genauso wie die Hodschas wohlwollend vom Staat Vorgeschriebenes predigen.
Zu der religiösen Praxis der Bektaschi (ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich mich an keiner religiösen Bewegung zugeordnet fühle, ich gehe den Weg der inneren Spiritualität):
Anders als bei den Sunniten ist das Gebet nicht an gewisse Tageszeiten gebunden. Sie konzentriert sich stattdessen auf bestimmte Abendstunden (je nach Region), in denen die Arbeit ruht und alle Menschen die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. Die Versammlung findet im sogenannten "Cem Evi" (Cem Haus) statt, wo Frauen und Männer, Junge und Alte, Reiche und Arme zusammenkommen. Durch Musik (das zugehörige Instrument wird "Saz" genannt) und Sagen wird man in die Stimmung des Eins-Seins versetzt (einige hier dürften es als Christusbewusstsein kennen).
Es wird auch getanzt, diesen speziellen Tanz nennt man "Semah". Er ist der physisch-geistige Ausdruck der ewigen Wiederkehr aller Schöpfungen, denn im Semah-Tanz drehen sich Frauen und Männer (als Sinnbild der antagonistischen und sich dennoch bedingender Gegensätze) im Kreis und bilden symbolisch den Umlauf der Planenten um die Sonne nach. Wie man hier sieht, machen nicht alle muslimisch geprägte Bewegungen eine Trennung von Frau. Die Gleichheit zwischen Mann und Frau ist ein sehr wichtiger Aspekt bei den Bektaschi, mehr noch, den Frauen wird sogar mehr Rechte zugesprochen.
Um die Lebenshaltung der Bektaschi zu beschreiben, wird am meisten folgende Anekdote erzählt:
Der Kalif besuchte das Oberhaupt des Bektaschi-Ordens. Als er die üppigen Weinberge um das Konvent des Ordens erblickte, fragte er: "Mein lieber Freund, was macht ihr denn mit den vielen Weintrauben?" "Ach", antwortet der Derwisch, "wir essen gerne süße, reife Trauben." Der Kalif darauf: "Aber es ist doch unmöglich, so viele Weintrauben zu verspeisen." Der Derwisch daraufhin: "Das ist kein Problem. Was wir nicht essen können, das pressen wir und lagern es in Holzfässern. Und was dann geschieht, ist allein Allahs Wille." *doppelgrins*
Wieder zurück zu den Sufis:
Das oberste Ziel der Sufis ist, Gott so nahe zu kommen wie möglich und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen. Dabei wird Gott bzw. die Wahrheit als "der Liebende" erfahren. Der Kern des Sufismus ist demnach die innere Beziehung zwischen dem "Geliebten" (Alles, was existiert) und dem "Liebenden" (Gott). Durch die Liebe wird der Sufi zu Gott geführt, wobei der Sufi danach strebt, die Wahrheit schon in diesem Leben zu erfahren und nicht erst auf das Jenseits oder auf einen Erlöser zu warten. Dies spiegelt sich in dem Prinzip zu sterben, bevor man stirbt, wider.
Doch anscheinend will man nicht in andere Kulturen eindringen. Vor allem die abrahamitisch geprägte Kulturen wollen voneinander nichts wissen. Sie machen sich ein Bild voneinander und dieses Bild ist das absolut richtige. Ich dachte, man wäre hier bereits so weit, dass man diese Vorurteile überwunden hat. Vielleicht hat man das auch, ich kann das nicht beurteilen weil ich hier niemanden persönlich kenne.
@lorelei
Ich werde dir lediglich Zitate aufführen. Vielleicht begreifst du dann, was es sich mit dem Ego und des Selbst auf sich hat.
Fragst du: «Was ist Liebe?», sage ich: «Den Eigenwillen aufzugeben.» - Rumi
Der Verstand an sich ist nicht gestört. Er ist ein wunderbares Werkzeug. Die Störung beginnt, wenn du dein Selbst in ihm suchst und ihn fälschlicherweise für das hälst, was du bist. Dann wird er zum Ego-Verstand und übernimmt die Macht über dein ganzes Leben. - Eckhart Tolle
Wenn du die Berührung mit der inneren Stille verlierst, verlierst du den Kontakt mit dir selbst. Wenn du den Kontakt mit dir selbst verlierst, verlierst du dich in der Welt. Das innerste Selbstgefühl, das Gefühl dessen, der du bist, ist untrennbar mit Stille verbunden. Das ist das "Ich bin", das tiefer ist als Namen und Formen. - Eckhart Tolle
Echte Liebe bedeutet der Tod des Ego, des falschen Selbst. Hier treffen sich Zen und christliche Liebe. Liebe ist nur möglich, wenn man seinen Geist nicht an irgendetwas hängt, und das bedeutet, daß das Ego verschwindet. - Kenneth S. Leong
Die beste Methode, der Welt zu dienen, ist, den egolosen Zustand zu gewinnen. - Ramana Maharshi
Das Ego kann einen edlen Zweck wählen und ihn als Mittel seiner eigenen Ausdehnung benutzen. - Jiddu Krishnamurti
Der Weg ist unendlich, da ist nichts abzuziehen, nichts zuzugeben und doch hält jeder noch seine eigene kindliche Elle daran. - Franz Kafka
Du bist nicht auf der Erde, um unglücklich zu werden. Doch Glück ist allein der innere Friede. Lerne ihn zu finden. Du kannst es. Überwinde dich selbst und Du wirst die Welt überwinden. - Buddha
Noch größer als der liebend Schaffende ist, wer mitten im Tun das Lassen lernt. [...] In solchem Tun durch Nicht-Tun wirkt nicht mehr das Ich, sondern Gott. - Ramakrishna
Obwohl die Weltordnung für alle in gleicher Weise gilt, verhalten sich die meisten so, als besäßen sie eine individuelle Erkenntnis. - Heraklit
Wer nichts mehr erreichen will, hat alles erreicht. - Andreas Tenzer
Wie seltsam sind doch diejenigen, die sich selbst anbeten, obwohl sie verwesende Kadaver sind. - Khalil Gibran
Das Ego, so hören wir, blende uns mit seinen ständigen Forderungen, seiner Gier, seiner Selbstsucht und seiner Unsicherheit. Das ist eine beliebte, aber falsche Anschuldigung, denn wenn wir das Ego in ein dunkles Verlies verbannen, machen wir es zum Feind, und das führt zu noch mehr Trennung und Zersplitterung. - Deepak Chopra
Die Egobildung macht vor nichts Halt. Selbst religiöse und metaphysische Inhalte können bestens für die Egokonstruktion eingesetzt werden. - Marcel Geisser
Egoistisch sind wir nicht deshalb, weil wir uns selber zu sehr lieben, sondern weil wir uns zu wenig lieben. Wenn wir uns beispielsweise im tiefsten Innern ungeliebt fühlen, uns aber um dieses Gefühl nicht kümmern, weil wir es verdrängt haben, dann werden wir bedürftig, gierig, ja süchtig sein nach der Liebe anderer. - Safi Nidiaye
Es gibt keine Dualität. Ihre gegenwärtige Erkenntnis beruht auf dem Ego und ist nur relativ. Solche Erkenntnis bedarf eines Subjekts und eines Objekts, während das Gewahrsein des Selbst absolut ist und keines Objektes bedarf. - Ramana Maharshi
Ist in dem Menschen das finstere Prinzip der Selbstheit und des Eigenwillens ganz vom Licht durchdrungen und mit ihm eins, so ist Gott, als ewige Liebe, oder als wirklich existierend, das Band der Kräfte in ihm. - F.W.J. Schelling
Nirwana ist nicht das Bewußtsein eines Ego, das sich selbst als das «ans andere Ufer» gelangte Bewußtsein erfährt [...], sondern es ist das Absolute-Grund-Bewußtsein der Leere, in der es keine Ufer gibt. - Thomas Merton
Wirkliche Wiedergeburt ist das Sterben des Ego in das absolute Bewußtsein. Darin liegt die Bedeutung der Kreuzigung Jesu. Solange die Identifizierung mit dem Körper dauert, wird immer ein Körper vorhanden sein, entweder dieser oder ein anderer, bis die Körpervorstellung sich in ihrer Quelle, dem Selbst, dem absoluten Bewußtsein, auflöst. - Ramana Maharshi
Wenn wir uns nicht ändern und weiterhin aus unserem Verstand und Ego leben, werden wir beseitigt werden, weil wir Mutter Erde töten. Es ist ein universeller Gesetz, dass Mutter Erde aufsteigen wird, aber es liegt an uns, ob wir mit ihr mitgehen oder nicht. Alles, was wir tun müssen, ist: Liebe sein. Das ist alles. - Kiesha Crowther
und als Abschluss: Wenn deine Einsicht meiner Lehre widerspricht, so sollst du deiner Einsicht folgen. - Buddha
ich dachte man wäre hier so weit, dass man keine Vorurteile mehr fällt. Vielleicht liegt es daran, dass du meinen Text nicht gelesen hast, weil der Begriff "Moslem" dich womöglich schon von anfang an abgeschreckt hat.
Nochmal: Alle Religionen (darunter gehört auch der Islam, ich dachte ich hatte das hier im Forum durch meinem Thread "heilige Bücher" deutlich genug ausgedrückt) sind verfälscht oder manipuliert, aber in allen Religionen scheint dennoch durch die unzählige Verfälschungen und Manipulationen ein Schimmer der Wahrheit. Ich habe hier über den Koran berichtet, weil ich das Gefühl habe, dass manche aufgrund der kulturellen Konflikte und Vorurteile den Islam als den Bösen betrachten. Bitte jetzt nicht noch einmal falsch verstehen, denn umgedreht, also bei den Muslimen, sind die Vorurteile mindestens genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer.
Damit wir uns verstehen: Der Koran, die Bibel, ein Channeling von Kryon, ein Buch von Drunvalo Melchizedek, ein Interview mit Detlef Schöneberg oder ein Hörbuch von Eckhart Tolle sind für mich gleichwertig. Sie alle sind zweitrangig, denn sie alle haben keinerlei Nutzen, wenn die Menschen das, worauf all diese spirituellen Lehren hinweisen, nicht erkennen. Wahrlich, die Wahrheit ist in allen dieser spirituellen Lehren vorhanden, die Wahrheit würde auch ohne den Koran oder ohne die Bibel existieren und wäre keinesfalls minderwertiger. Die Wahrheit ist an nichts von all dem gebunden! Man hat aus Spiritualität Mainstream gemacht, genauso wie es Mainstreammusik, Mainstreammedien usw. gibt, gibt es Mainstreamreligionen. Dazu gehören unweigerlich alle großen Religionen.
Wir haben in der Geschichte bereits mehrfach erfahren, was man aus den Lehren, die eine tiefe Wahrheit beinhalten und von vielen Menschen nicht wirklich verstanden werden, gemacht hat. Man erhebt Anspruch auf den Schöpfer und tötet deswegen sogar andere Menschen. Das ist der Wahnsinn des Egos, das Resultat des Vergessens, die Illusion der Getrenntheit.
Doch es gab immer wieder Menschen, die die Essenz der Lehren in den jeweiligen Religionen verstanden. Sie nannten sich die Mystiker (bei den Christen), die Sufis (bei den Moslems), die Zen (bei den Buddhisten) usw. Sie streiteten die Lehren der jeweiligen spirituellen Meister nicht ab, im Gegenteil, sie bestärkten diese sogar. Sie erkannten die Manipulationen und Verfälschungen in den Religionen, von daher gründeten sie Mystikerschulen, damit die Wahrheit nicht gänzlich verloren ging. Doch auch einige unter ihnen verloren mit der Zeit ihre wahre Absicht.
Ein wichtiger Aspekt der sufistischen Lehre ist, dass man die Wahrheit erfährt und nicht nur intellektuell erfasst. Gemäß dem Grundsatz "Den Glauben sieht man in den Taten" ist es für die Sufis entscheidend, oft eher mit gutem Beispiel in der Welt aufzutreten als über den Glauben zu reden. Darüber hinaus ist "Aufrichtigkeit" unentbehrlich, und man sollte versuchen, nach außen hin so rein zu werden, wie man es auch nach innen hin anstrebt. Viele in der heutigen Zeit beschäftigen sich mit esoterischen und spirituellen Dingen, aber wenn es darum geht, diese in ihrem Leben umzusetzen, ist man eher nachlässig. Einerseits schreibt man über die bedingungslose Liebe, andererseits wird man im "Real Life" nach einer Kleinigkeit sofort agressiv und versucht ständig, sich rechtzufertigen. Das passt irgendwie nicht zusammen, oder etwa nicht?
Ich möchte noch erwähnen, dass die heiligen Bücher nicht gleich die dazugehörigen Religionen sind. Die heiligen Bücher sind nichts weiteres als Channelings, geschrieben von spirituell inspirierte Menschen, die Religionen selbst jedoch dienen lediglich zur Manipulation und Trennung.
Was du über den Islam weißt, ist das, was man möchte, was die Menschen im Westen über sie wissen sollen. Andersrum ist es genauso. Hiervon wusstest du höchstwahrscheinlich noch nichts:
So wie im Christentum auch, gibt es mehrere Varianten vom Islam (Sunniten, Schiiten, Aleviten usw). Diejenigen im Islam, die heutzutage an die Wahrheit am nächsten kommen, sind die Bektaschi.
Bektaschi ist ein Derwisch (Sufi)-Orden und wurde von Hacı Bektaş Veli gegründet. Einen spirituellen Lehrer der Bektaschi nennt man Dede, was übersetzt Großvater bedeutet. Ganz nebenbei bemerkt will die türkische Regierung, dass die Dedes in der Türkei einen festgelegten Lohn bekommen, genauso wie die Hodschas in der Türkei. Für viele Dedes ist das verlockend, doch Reshat Bardhi, der Oberhaupt der Bektaschis, sogenannter Dedebaba, der vor einem Jahr verstarb, lehnte dies ab, denn er vertrat die Meinung, dass dies dazu führen würde, dass die Dedes nicht mehr des Spiritualitäts wegen, sondern des Geldes wegen Predigte halten würden. Dies würde auch bedeuten, dass der Staat die Predigte gezielt manipulieren könnte, so wie sie es bereits in den Moschees machen. Die Hodschas dürfen keine unabhängige Predigte halten, sie alle bekommen vom sog. "Diyanet İşleri Başkanlığı" (Übers.: Amt für religiöse Angelegenheiten) vorgeschrieben, welche Predigte sie halten und was genau sie Lehren dürfen. Hier kann man deutlich erkennen, dass der türkische Staat die Fäden der Spiritualität fest im Griff hat. Nebenbei erwähnt sind laut Koran alle Hodschas Unbewusste, denn es wird davor gewarnt, Spiritualität zu verkaufen, was hier aber eindeutig gemacht wird. Die meisten Hodschas sind nicht vom Herzen aus spirituelle Lehrer, sondern des Geldes wegen. Würden sie kein Geld für ihre Tätigkeit bekommen, würden viele diese Tätigkeit nicht machen.
Nun wollen sie das Selbe mit den Bektaschi machen und die Meisten Dedes sind dafür. Nur wenige, die den Sinn der Spiritualität verstehen, sind dagegen. Bis heute ist es noch so, dass die Dedes keine Gegenleistung für ihre Lehren bekommen, ausgenommen Spenden, doch ihr Lebensunterhalt müssen sie wie alle anderen Menschen auch selber erarbeiten. Das soll sie ermutigen, predigte aus dem Herzen zu halten, anstatt Predigte für Egozwecke zu halten. Dennoch nehmen viele Dedes ihre Rolle ein, damit sie einen besseren gesellschaftlichen Status haben. Wenn sie auch noch Geld dafür bekämen, würden sie genauso wie die Hodschas wohlwollend vom Staat Vorgeschriebenes predigen.
Zu der religiösen Praxis der Bektaschi (ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich mich an keiner religiösen Bewegung zugeordnet fühle, ich gehe den Weg der inneren Spiritualität):
Anders als bei den Sunniten ist das Gebet nicht an gewisse Tageszeiten gebunden. Sie konzentriert sich stattdessen auf bestimmte Abendstunden (je nach Region), in denen die Arbeit ruht und alle Menschen die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. Die Versammlung findet im sogenannten "Cem Evi" (Cem Haus) statt, wo Frauen und Männer, Junge und Alte, Reiche und Arme zusammenkommen. Durch Musik (das zugehörige Instrument wird "Saz" genannt) und Sagen wird man in die Stimmung des Eins-Seins versetzt (einige hier dürften es als Christusbewusstsein kennen).
Es wird auch getanzt, diesen speziellen Tanz nennt man "Semah". Er ist der physisch-geistige Ausdruck der ewigen Wiederkehr aller Schöpfungen, denn im Semah-Tanz drehen sich Frauen und Männer (als Sinnbild der antagonistischen und sich dennoch bedingender Gegensätze) im Kreis und bilden symbolisch den Umlauf der Planenten um die Sonne nach. Wie man hier sieht, machen nicht alle muslimisch geprägte Bewegungen eine Trennung von Frau. Die Gleichheit zwischen Mann und Frau ist ein sehr wichtiger Aspekt bei den Bektaschi, mehr noch, den Frauen wird sogar mehr Rechte zugesprochen.
Um die Lebenshaltung der Bektaschi zu beschreiben, wird am meisten folgende Anekdote erzählt:
Der Kalif besuchte das Oberhaupt des Bektaschi-Ordens. Als er die üppigen Weinberge um das Konvent des Ordens erblickte, fragte er: "Mein lieber Freund, was macht ihr denn mit den vielen Weintrauben?" "Ach", antwortet der Derwisch, "wir essen gerne süße, reife Trauben." Der Kalif darauf: "Aber es ist doch unmöglich, so viele Weintrauben zu verspeisen." Der Derwisch daraufhin: "Das ist kein Problem. Was wir nicht essen können, das pressen wir und lagern es in Holzfässern. Und was dann geschieht, ist allein Allahs Wille." *doppelgrins*
Wieder zurück zu den Sufis:
Das oberste Ziel der Sufis ist, Gott so nahe zu kommen wie möglich und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen. Dabei wird Gott bzw. die Wahrheit als "der Liebende" erfahren. Der Kern des Sufismus ist demnach die innere Beziehung zwischen dem "Geliebten" (Alles, was existiert) und dem "Liebenden" (Gott). Durch die Liebe wird der Sufi zu Gott geführt, wobei der Sufi danach strebt, die Wahrheit schon in diesem Leben zu erfahren und nicht erst auf das Jenseits oder auf einen Erlöser zu warten. Dies spiegelt sich in dem Prinzip zu sterben, bevor man stirbt, wider.
Doch anscheinend will man nicht in andere Kulturen eindringen. Vor allem die abrahamitisch geprägte Kulturen wollen voneinander nichts wissen. Sie machen sich ein Bild voneinander und dieses Bild ist das absolut richtige. Ich dachte, man wäre hier bereits so weit, dass man diese Vorurteile überwunden hat. Vielleicht hat man das auch, ich kann das nicht beurteilen weil ich hier niemanden persönlich kenne.
@lorelei
Ich werde dir lediglich Zitate aufführen. Vielleicht begreifst du dann, was es sich mit dem Ego und des Selbst auf sich hat.
Fragst du: «Was ist Liebe?», sage ich: «Den Eigenwillen aufzugeben.» - Rumi
Der Verstand an sich ist nicht gestört. Er ist ein wunderbares Werkzeug. Die Störung beginnt, wenn du dein Selbst in ihm suchst und ihn fälschlicherweise für das hälst, was du bist. Dann wird er zum Ego-Verstand und übernimmt die Macht über dein ganzes Leben. - Eckhart Tolle
Wenn du die Berührung mit der inneren Stille verlierst, verlierst du den Kontakt mit dir selbst. Wenn du den Kontakt mit dir selbst verlierst, verlierst du dich in der Welt. Das innerste Selbstgefühl, das Gefühl dessen, der du bist, ist untrennbar mit Stille verbunden. Das ist das "Ich bin", das tiefer ist als Namen und Formen. - Eckhart Tolle
Echte Liebe bedeutet der Tod des Ego, des falschen Selbst. Hier treffen sich Zen und christliche Liebe. Liebe ist nur möglich, wenn man seinen Geist nicht an irgendetwas hängt, und das bedeutet, daß das Ego verschwindet. - Kenneth S. Leong
Die beste Methode, der Welt zu dienen, ist, den egolosen Zustand zu gewinnen. - Ramana Maharshi
Das Ego kann einen edlen Zweck wählen und ihn als Mittel seiner eigenen Ausdehnung benutzen. - Jiddu Krishnamurti
Der Weg ist unendlich, da ist nichts abzuziehen, nichts zuzugeben und doch hält jeder noch seine eigene kindliche Elle daran. - Franz Kafka
Du bist nicht auf der Erde, um unglücklich zu werden. Doch Glück ist allein der innere Friede. Lerne ihn zu finden. Du kannst es. Überwinde dich selbst und Du wirst die Welt überwinden. - Buddha
Noch größer als der liebend Schaffende ist, wer mitten im Tun das Lassen lernt. [...] In solchem Tun durch Nicht-Tun wirkt nicht mehr das Ich, sondern Gott. - Ramakrishna
Obwohl die Weltordnung für alle in gleicher Weise gilt, verhalten sich die meisten so, als besäßen sie eine individuelle Erkenntnis. - Heraklit
Wer nichts mehr erreichen will, hat alles erreicht. - Andreas Tenzer
Wie seltsam sind doch diejenigen, die sich selbst anbeten, obwohl sie verwesende Kadaver sind. - Khalil Gibran
Das Ego, so hören wir, blende uns mit seinen ständigen Forderungen, seiner Gier, seiner Selbstsucht und seiner Unsicherheit. Das ist eine beliebte, aber falsche Anschuldigung, denn wenn wir das Ego in ein dunkles Verlies verbannen, machen wir es zum Feind, und das führt zu noch mehr Trennung und Zersplitterung. - Deepak Chopra
Die Egobildung macht vor nichts Halt. Selbst religiöse und metaphysische Inhalte können bestens für die Egokonstruktion eingesetzt werden. - Marcel Geisser
Egoistisch sind wir nicht deshalb, weil wir uns selber zu sehr lieben, sondern weil wir uns zu wenig lieben. Wenn wir uns beispielsweise im tiefsten Innern ungeliebt fühlen, uns aber um dieses Gefühl nicht kümmern, weil wir es verdrängt haben, dann werden wir bedürftig, gierig, ja süchtig sein nach der Liebe anderer. - Safi Nidiaye
Es gibt keine Dualität. Ihre gegenwärtige Erkenntnis beruht auf dem Ego und ist nur relativ. Solche Erkenntnis bedarf eines Subjekts und eines Objekts, während das Gewahrsein des Selbst absolut ist und keines Objektes bedarf. - Ramana Maharshi
Ist in dem Menschen das finstere Prinzip der Selbstheit und des Eigenwillens ganz vom Licht durchdrungen und mit ihm eins, so ist Gott, als ewige Liebe, oder als wirklich existierend, das Band der Kräfte in ihm. - F.W.J. Schelling
Nirwana ist nicht das Bewußtsein eines Ego, das sich selbst als das «ans andere Ufer» gelangte Bewußtsein erfährt [...], sondern es ist das Absolute-Grund-Bewußtsein der Leere, in der es keine Ufer gibt. - Thomas Merton
Wirkliche Wiedergeburt ist das Sterben des Ego in das absolute Bewußtsein. Darin liegt die Bedeutung der Kreuzigung Jesu. Solange die Identifizierung mit dem Körper dauert, wird immer ein Körper vorhanden sein, entweder dieser oder ein anderer, bis die Körpervorstellung sich in ihrer Quelle, dem Selbst, dem absoluten Bewußtsein, auflöst. - Ramana Maharshi
Wenn wir uns nicht ändern und weiterhin aus unserem Verstand und Ego leben, werden wir beseitigt werden, weil wir Mutter Erde töten. Es ist ein universeller Gesetz, dass Mutter Erde aufsteigen wird, aber es liegt an uns, ob wir mit ihr mitgehen oder nicht. Alles, was wir tun müssen, ist: Liebe sein. Das ist alles. - Kiesha Crowther
und als Abschluss: Wenn deine Einsicht meiner Lehre widerspricht, so sollst du deiner Einsicht folgen. - Buddha