01.08.2013, 22:02
Die NSA bestätigt indirekt die Fähigkeiten ihres Allmachtprogramms XKeyscore. Schon seit Jahren kann der US-Geheimdienst personenbezogen überwachen, mit Standorten in aller Welt. Das Spionagenetzwerk ist für Expansion ausgelegt und beschränkt sich nicht nur auf das Internet.
Schon als die ersten Enthüllungen über die Tätigkeiten der US-Geheimdienste von Edward Snowden verbreitet wurden, war die öffentliche Wahrnehmung: Es geht nicht mehr schlimmer. Doch die Realität holt die Welt nun ein. Die Folien einer NSA-Schulung aus dem Jahr 2008 zeigen, dass die Welt mit XKeyscore einer ständigen Rasterfahndung unterliegt. Die NSA hat die Funktionsweise bereits indirekt bestätigt.
Frei definierte Kombination
Eine frei definierte Kombination aus Suchkriterien - etwa die verwendete Sprache oder Inhalte privater Facebook-Kommunikation - macht Personen zum potenziellen Ziel. Der US-Geheimdienst kann jeden, der das Internet nutzt, persönlich überwachen. Auch Chats werden seit Jahren in Echtzeit mitgelesen, die Freundesliste ist ein offenes Buch.
Fünf grundsätzliche Dinge werden aus den vom "Guardian" veröffentlichten Folien deutlich:
Das gezeigte XKeyscore ist ein Allmachtsprogramm mit zwei grundlegenden Fähigkeiten. Zunächst sind Datenbankabfragen möglich, also eine Recherche dazu, was ein Nutzer in der Vergangenheit so getrieben hat. Ob es Website-Besuche sind, Foren-Einträge, private Facebook-Kommunikation oder Logins und Passwörter. Dazu kommt die Überwachung der Nutzerkommunikation in Echtzeit. Über eine Eingabemaske wird eine Zielperson markiert und der Grund für die Überwachung angegeben.
Verknüpfung mit PRISM?
Angaben darüber, was Nutzer in der Vergangenheit getan haben, wird aus automatisch erstellten Inhaltsverzeichnissen ausgelesen, so genannten Indizes. Bereits im Jahr 2007 hatte XKeyscore die Fähigkeit, verschiedene Datenbanken in Echtzeit miteinander zu kombinieren. Ob inzwischen auch Prism mit der Software verknüpft ist? Das ist unklar, aber wahrscheinlich. Prism greift unter anderem direkt bei US-Unternehmen wie Google und Facebook Nutzerkommunikation ab und stellt sie den Geheimdiensten zur Verfügung. In den Folien heißt es auch, dass XKeyscore ständig weiter entwickelt und etwa daran gearbeitet werde, Internet-Telefonie wie Skype abhören zu können. Das kann inzwischen längst umgesetzt sein.
Da die Schulungsfolien einige Jahre alt sind und offenbar auf einer Software-Version von 2007 basieren, sind die mit XKeyscore abrufbaren Informationen inzwischen wohl wesentlich weitreichender. Der Name ist dabei wahrhaftig Programm: Das "X" steht in der Computerwelt häufig für "Cross", das "Key" dürfte für einen Schlüssel(begriff) stehen und das "score" für einen Erfolg. Übersetzt: Durch kombinierte Schlüsselbegriffe zum Erfolg.
Das Netz kann wachsen
Bereits 2007 standen an etwa 150 Orten weltweit insgesamt mindestens 500 Server, die in das Spionagenetzwerk integriert waren. Die Rechner bereiten gesammelte Daten gemäß definierter Kriterien auf: Etwa alle übertragenen PDF-Dateien, sämtliche Kommunikation einer bestimmten E-Mail-Adresse oder wenn jemand aus Pakistan einen deutschsprachigen Chat startet. Das Besondere daran ist offenbar, dass die Server wie ein Cluster auf Basis eines Linux-Betriebssystems funktionieren: Ohne Probleme können die Geheimdienstler die Spionagekrake erweitern, Server an neuen Standorten hinzufügen oder die Filter verändern.
Das funktioniert auch abseits der Internetkommunikation eines Nutzers: So zeigt die Präsentation etwa einen Server, der alle Abhördaten von Wanzen an unterschiedlichen Orten sammelt und dann XKeyscore zur Verfügung stellt.
Über dieselbe Infrastruktur können Geheimdienstler mit XKeyscore in Echtzeit Personen durchs Netz folgen und mitlesen. Und dies alles ohne Gerichtsbeschluss, wie der "Guardian" auf Basis der Informationen von Whistleblower Edward Snowden schreibt. Ein solcher Beschluss ist für die Überwachung US-amerikanischer Bürger aber eigentlich nötig, für ausländische Staatsbürger nicht.
Wer hat Zugriff?
Die Echtzeit-Überwachung einzelner Personen war zuvor immer bestritten worden. Nun sagt die NSA lediglich, nur ein begrenzter Personenkreis dürfe XKeyscore benutzen, die Funktionsweise wird nicht bestritten. Aus der Sicherheitsstufe von Snowden, der nach eigener Aussage unbegrenzt Zugriff hatte, um etwa US-Präsident Obama zu überwachen, könnte eventuell eine Zahl autorisierter Personen abgeleitet werden. Dies sind laut NSA solche Mitarbeiter, die diese Fähigkeit "für ihre Arbeit brauchen". Das kann alles bedeuten.
Quelle
Schon als die ersten Enthüllungen über die Tätigkeiten der US-Geheimdienste von Edward Snowden verbreitet wurden, war die öffentliche Wahrnehmung: Es geht nicht mehr schlimmer. Doch die Realität holt die Welt nun ein. Die Folien einer NSA-Schulung aus dem Jahr 2008 zeigen, dass die Welt mit XKeyscore einer ständigen Rasterfahndung unterliegt. Die NSA hat die Funktionsweise bereits indirekt bestätigt.
Frei definierte Kombination
Eine frei definierte Kombination aus Suchkriterien - etwa die verwendete Sprache oder Inhalte privater Facebook-Kommunikation - macht Personen zum potenziellen Ziel. Der US-Geheimdienst kann jeden, der das Internet nutzt, persönlich überwachen. Auch Chats werden seit Jahren in Echtzeit mitgelesen, die Freundesliste ist ein offenes Buch.
Fünf grundsätzliche Dinge werden aus den vom "Guardian" veröffentlichten Folien deutlich:
- Die US-Geheimdienste betreiben seit mindestens sechs Jahren ein weltweites Internet-Überwachungsnetzwerk
- Mitarbeiter können Kommunikation in Echtzeit verfolgen
- Der Detailgrad der Personen-Spionage ist bereits seit dem Jahr 2007 hoch
- Auch Aufnahmen von Wanzen werden eingespeist
- Das Netzwerk ist darauf ausgelegt, dass es problemlos erweitert werden kann
Das gezeigte XKeyscore ist ein Allmachtsprogramm mit zwei grundlegenden Fähigkeiten. Zunächst sind Datenbankabfragen möglich, also eine Recherche dazu, was ein Nutzer in der Vergangenheit so getrieben hat. Ob es Website-Besuche sind, Foren-Einträge, private Facebook-Kommunikation oder Logins und Passwörter. Dazu kommt die Überwachung der Nutzerkommunikation in Echtzeit. Über eine Eingabemaske wird eine Zielperson markiert und der Grund für die Überwachung angegeben.
Verknüpfung mit PRISM?
Angaben darüber, was Nutzer in der Vergangenheit getan haben, wird aus automatisch erstellten Inhaltsverzeichnissen ausgelesen, so genannten Indizes. Bereits im Jahr 2007 hatte XKeyscore die Fähigkeit, verschiedene Datenbanken in Echtzeit miteinander zu kombinieren. Ob inzwischen auch Prism mit der Software verknüpft ist? Das ist unklar, aber wahrscheinlich. Prism greift unter anderem direkt bei US-Unternehmen wie Google und Facebook Nutzerkommunikation ab und stellt sie den Geheimdiensten zur Verfügung. In den Folien heißt es auch, dass XKeyscore ständig weiter entwickelt und etwa daran gearbeitet werde, Internet-Telefonie wie Skype abhören zu können. Das kann inzwischen längst umgesetzt sein.
Da die Schulungsfolien einige Jahre alt sind und offenbar auf einer Software-Version von 2007 basieren, sind die mit XKeyscore abrufbaren Informationen inzwischen wohl wesentlich weitreichender. Der Name ist dabei wahrhaftig Programm: Das "X" steht in der Computerwelt häufig für "Cross", das "Key" dürfte für einen Schlüssel(begriff) stehen und das "score" für einen Erfolg. Übersetzt: Durch kombinierte Schlüsselbegriffe zum Erfolg.
Das Netz kann wachsen
Bereits 2007 standen an etwa 150 Orten weltweit insgesamt mindestens 500 Server, die in das Spionagenetzwerk integriert waren. Die Rechner bereiten gesammelte Daten gemäß definierter Kriterien auf: Etwa alle übertragenen PDF-Dateien, sämtliche Kommunikation einer bestimmten E-Mail-Adresse oder wenn jemand aus Pakistan einen deutschsprachigen Chat startet. Das Besondere daran ist offenbar, dass die Server wie ein Cluster auf Basis eines Linux-Betriebssystems funktionieren: Ohne Probleme können die Geheimdienstler die Spionagekrake erweitern, Server an neuen Standorten hinzufügen oder die Filter verändern.
Das funktioniert auch abseits der Internetkommunikation eines Nutzers: So zeigt die Präsentation etwa einen Server, der alle Abhördaten von Wanzen an unterschiedlichen Orten sammelt und dann XKeyscore zur Verfügung stellt.
Über dieselbe Infrastruktur können Geheimdienstler mit XKeyscore in Echtzeit Personen durchs Netz folgen und mitlesen. Und dies alles ohne Gerichtsbeschluss, wie der "Guardian" auf Basis der Informationen von Whistleblower Edward Snowden schreibt. Ein solcher Beschluss ist für die Überwachung US-amerikanischer Bürger aber eigentlich nötig, für ausländische Staatsbürger nicht.
Wer hat Zugriff?
Die Echtzeit-Überwachung einzelner Personen war zuvor immer bestritten worden. Nun sagt die NSA lediglich, nur ein begrenzter Personenkreis dürfe XKeyscore benutzen, die Funktionsweise wird nicht bestritten. Aus der Sicherheitsstufe von Snowden, der nach eigener Aussage unbegrenzt Zugriff hatte, um etwa US-Präsident Obama zu überwachen, könnte eventuell eine Zahl autorisierter Personen abgeleitet werden. Dies sind laut NSA solche Mitarbeiter, die diese Fähigkeit "für ihre Arbeit brauchen". Das kann alles bedeuten.
Quelle