02.12.2015, 21:21
"Hinter der Fassade unseres nomalen Lebens formt das ewige Schicksal unsere Tage und Wege. Das Erwachen des menschlichen Geistes ist ein Heimkehren. Paradoxerweise behindert unser Gefühl von Vetrautheit uns häufig dabei. Wenn wir mit etwas vertraut sind, verliert es für uns seine Kraft, seine Wirkung, seinen eigentümlichen Reiz. Wie Hegel schrieb: "Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt." Dies ist eine sehr tiefsinnige Aussage. Hinter der Fassade der Vertrautheit erwartet uns Fremdes."
Dies gilt ebenso für unser Heim, unseren Wohnort, wie auch für die Menschen, mit denen wir in Beziehung stehen. Ja auch für uns selbst.Der Autor bringt ein gutes Beispiel: als er das erste Mal in Tübingen war, wo er vier Jahre verbringen würde, um seine Arbeit zu verfassen, hatte er noch dieses Gefühl des geheimnisvollen, unbekannten. Er dachte zu sich:" Sieh dir Tübingen heute abend sehr genau an, denn du wirst es nie wieder so sehen." Und tatsächlich, nach einer Woche, als er schon die vertrauten Pfade in der Uni gelegt hatte, war es nicht mehr so.
In Beziehungen von Menschen ist es genauso. Für eine innige Beziehung ist es tödlich, wenn der andere vollkommen vertraut erscheint. Es nimmt ihm den Reiz des Geheimnisvollen, Unbekannten, auch die Wildheit, und verschließt ihn unter einer oberflächlichen Fassade. Genauso ist es auch mit Landschaften. Manchmal ist es hochinteressant, hinter den Schleier der äußeren Erscheinung zu sehen, um einen Ort wieder geheimnisvoll erscheinen zu lassen.
Vertrautheit gibt Sicherheit, doch wie schnell machen wir einen Frieden mit dem äußeren Vertrautsein des anderen, oder gar mit Erfahrungen, die wir "abhaken", aber noch lange nicht entschlüsselt haben. Manchmal lohnt sich ein Blick zurück ohne Vorbehalte.
"Nach seiner dreißigjährigen Beziehung zu seiner Frau Mercedes gefragt, sagte der kolumbianische Schriftsteller Gabriel Garcia Márquez im Gespräch mit P.A. Mendoza einmal: " Ich kenne sie mittlerweile so gut, dass ich nicht die leiseste Anhung habe, wer sie wirklich ist." (..)
"Die Vertrautheit ist eine der subtilsten und allgegenwärtigsten Erscheinungsformen menschlicher Entfremdung." (..)
"Wir haben vor allem dann Schwierigkeiten, uns unserer inneren Welt bewußt zu werden, wenn unser Leben uns allzu vertraut geworden ist." Im schattigen Licht unserer Seelenwelt begegnet uns eine tiefe Fremdheit, auf die wir uns ab und zu einlassen sollten. Der erste Schritt dazu, uns unseren Lebens, der Tiefe und des Reichtums unserer Einsamkeit bewußt zu werden, würde demnach darin bestehen, unser Selbst eine Zeitlang als Fremdling in unseren tiefsten Tiefen zu erleben."
Heutzutage, wo alles hektisch industriell vorgefertigt vertraut ist, haben wir den Wert der Einsamkeit vergessen. Gerade in der Einsamkeit stoßen wir auf Fremdes, auf die tiefsten Tiefen, auch unserer Angst. Doch jeder Dämon, auf den wir treffen, hält auch ein kostbares Geschenk für uns bereit. Mit uns selbst eine tiefe innere Freundschaft zu schließen, schließt das Geheimnisvolle und das Abenteuer nicht aus. Alles, was wir für unsere spirituelle Reise brauchen, haben wir bereits empfangen, und es wird nie ausgehen.. Vielleicht sollten wir uns selbst als Durchreisende sehen, um mit dem Mysterium und der Magie unseres Selbst in Berührung zu kommen.
aus: "Anam Cara", John O'Donohue, dtv Verlag
Dies gilt ebenso für unser Heim, unseren Wohnort, wie auch für die Menschen, mit denen wir in Beziehung stehen. Ja auch für uns selbst.Der Autor bringt ein gutes Beispiel: als er das erste Mal in Tübingen war, wo er vier Jahre verbringen würde, um seine Arbeit zu verfassen, hatte er noch dieses Gefühl des geheimnisvollen, unbekannten. Er dachte zu sich:" Sieh dir Tübingen heute abend sehr genau an, denn du wirst es nie wieder so sehen." Und tatsächlich, nach einer Woche, als er schon die vertrauten Pfade in der Uni gelegt hatte, war es nicht mehr so.
In Beziehungen von Menschen ist es genauso. Für eine innige Beziehung ist es tödlich, wenn der andere vollkommen vertraut erscheint. Es nimmt ihm den Reiz des Geheimnisvollen, Unbekannten, auch die Wildheit, und verschließt ihn unter einer oberflächlichen Fassade. Genauso ist es auch mit Landschaften. Manchmal ist es hochinteressant, hinter den Schleier der äußeren Erscheinung zu sehen, um einen Ort wieder geheimnisvoll erscheinen zu lassen.
Vertrautheit gibt Sicherheit, doch wie schnell machen wir einen Frieden mit dem äußeren Vertrautsein des anderen, oder gar mit Erfahrungen, die wir "abhaken", aber noch lange nicht entschlüsselt haben. Manchmal lohnt sich ein Blick zurück ohne Vorbehalte.
"Nach seiner dreißigjährigen Beziehung zu seiner Frau Mercedes gefragt, sagte der kolumbianische Schriftsteller Gabriel Garcia Márquez im Gespräch mit P.A. Mendoza einmal: " Ich kenne sie mittlerweile so gut, dass ich nicht die leiseste Anhung habe, wer sie wirklich ist." (..)
"Die Vertrautheit ist eine der subtilsten und allgegenwärtigsten Erscheinungsformen menschlicher Entfremdung." (..)
"Wir haben vor allem dann Schwierigkeiten, uns unserer inneren Welt bewußt zu werden, wenn unser Leben uns allzu vertraut geworden ist." Im schattigen Licht unserer Seelenwelt begegnet uns eine tiefe Fremdheit, auf die wir uns ab und zu einlassen sollten. Der erste Schritt dazu, uns unseren Lebens, der Tiefe und des Reichtums unserer Einsamkeit bewußt zu werden, würde demnach darin bestehen, unser Selbst eine Zeitlang als Fremdling in unseren tiefsten Tiefen zu erleben."
Heutzutage, wo alles hektisch industriell vorgefertigt vertraut ist, haben wir den Wert der Einsamkeit vergessen. Gerade in der Einsamkeit stoßen wir auf Fremdes, auf die tiefsten Tiefen, auch unserer Angst. Doch jeder Dämon, auf den wir treffen, hält auch ein kostbares Geschenk für uns bereit. Mit uns selbst eine tiefe innere Freundschaft zu schließen, schließt das Geheimnisvolle und das Abenteuer nicht aus. Alles, was wir für unsere spirituelle Reise brauchen, haben wir bereits empfangen, und es wird nie ausgehen.. Vielleicht sollten wir uns selbst als Durchreisende sehen, um mit dem Mysterium und der Magie unseres Selbst in Berührung zu kommen.
aus: "Anam Cara", John O'Donohue, dtv Verlag