29.01.2020, 00:57
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Lieber Herr Canine, liebe Runde
genaugenommen sitze ich seit Jahrzehnten vor keiner TV-Gerätschaft auch wenn ich es davor mit Ausdauer so hielt. Nun könnte Mensch daraus schließen, ich könnte bei dem Thema gar nicht mitreden. Dem wäre auch so, wenn nicht, ja wenn nicht die Leute so viel reden würden, von ihrem Fernsehabend und dem Programm. Zudem werden regelmäßig Sendungen, gerade Meldungen der Abendnachrichten gern in sozialen Medien kritisch beschrieben.
Ich sehe es so, viele die wie ich damals, sich mit regelmäßiger Gewohnheit dem TV-Programm aussetzen, viele haben heute den Eindruck den ich vor vielen Jahren hatte, als ich mich entzog, auf Entzug ging.
Scherzhaft, gesprächsweise (ich oute mich als Liebhaber der Cafehauskultur, bitte nicht mit Stammtischgesprächen gleichsetzen) meinte ich in launiger Runde: Wenn ich König von Deutschland wäre, ich würde als erstes die sämtlichen Sender abstellen.
Damals gab es noch kein Internet. Kein Smartphone. Festnetztelefonie gabs.
Die Leute an meinem Tisch befürchteten schreckliches, was würde nicht alles geschehen ohne Fernsehprogramm, Mord und Totschlag, das Ausbrechen lange niedergehaltener Emotionen, zerbrechen von Ehen und Freundschaften, das Ende der Zivilisation. Von den dann lautstark außer Rand und Band geratenen Kindern in der Dreizimmerwohnung ganz zu schweigen.
Also besann ich mich und forderte das Abstellen der Sender für nur drei Wochen.
Aktuell, einer meiner Cafehaus-Freunde, für mich Inbegriff gemütlich behäbiger Zufriedenheit, kam er nicht plötzlich und unerwartet in Wallung als er erzählte, er könne zappen soviel er wollte, überall die gleichen Meldungen (Stichwort Australien brennt ab). Und so geht es seit Jahren mit modernen Legenden (aus Australien kommen in den alternativen Medien Fotos von frisch ergrünten ehemaligen Brandstellen), derzeit aktuell, ein Virus.
Mir war schon lange klar, die Welt will nicht gerettet werden. Wozu auch? Aber ich möchte mich retten vor dieser Weltsicht. Ich durfte erfahren dass die Welt und die Erde vielfältiger sind und reicher, nach anderen Gesetzen funktionieren, keineswegs nur aus Kriminalfällen bestehen, über einen Geist verfügen der sich, meiner Meinung nach in dem bisher gebotenen Programm nicht spiegelt. Nicht selten oder kaum, nicht.
Als vermeintlicher König von Deutschland musste ich einsehen, das, das Abschalten für drei Wochen musste vorbereitet sein. Mit griffigen Parolen: Wochen des Mitmenschen, Wochen des Gesprächs, Wochen der Nachbarschaft und so weiter. Wie üblich, wenns im Fernsehn kommt, nach vier Wochen Berieselung in diese Richtung sind die Leute schon ganz gespannt auf das Experiment. Und dann 3 Wochen Pause. So oder so ähnlich hätte ich das gemacht, wenn ich König von Deutschland wäre. Selbstverständlich wären in der Vorbereitungsphase auch Hinweise und Ratgeber über sonstige Beschäftigungen in den eigenen vier Wänden zu Hauf über das erstaunte Publikum geschüttet worden. Der gesamte Erfahrungsschatz der Menschheit, wie er sich bis vor wenigen Jahrzehnten, also vor den 30gern zusammengetragen hat, was macht Mensch ohne TV-Gerät, wäre thematisiert worden.
Wochen der Geselligkeit wären ausgerufen worden.
Und so hat eben alles seine Vor- und Nachteile. Vergleichsweise, was ein flüchtiger Ehemann dem Wirt an Geld übergab, die heutigen Gebühren sind billiger, billiger aber auch die Unterhaltung.
Alle haben was gelernt von Edward Bernays und, auch wenn es Radio war, der Krieg der Welten löste eine beeindruckende Massenpanik aus. Die Programmmacher verstanden das viel schneller als das Publikum und sahen ihren Vorteil, sehen sie noch. Das trieb ja auch in der Jetztzeit wunderschöne Blüten des Übermutes, die Berichte des Claas Relotius, Hand auf Herz, wer erinnert sich? Ist noch gar nicht so lange her, ja der Spiegel, jetzt kein TV-Sender, aber wer wirds denn eng sehen, eine große Familie. Wie die Atlantik-Brücke und all die vielen Think-Tanks deren product-placement gerne regelmäßig erwartet und mit großem Ernst geschluckt wird. Selbst denken wird mit bewundernswerter Nachhaltigkeit erfolgreich verhindert. Und genau dieses, das ist meiner Meinung nach eine signifikante Forderung der Gegenwart. Miteinander Reden, ein Slogan der in die Vorbereitungsphase auch gut gepasst hätte. Aber auf meine lustige Weise gehts ja nicht, es soll stärkere Gewürze geben. Und die gibts. Derweil sich ein großer Teil der Bevölkerung Abend für Abend hypnotisieren lässt, mit Schrecken und Beruhigung mit erfundenen Problemen und mitgelieferten Lösungen, währenddessen gehen Dinge vor in den Gassen, auf Straßen und Plätzen. Diese Zeit des Selberdenkens, sie ist nicht aufzuhalten. Da macht jemand das Licht an. Psst, Werbung!
Ja, und was wäre Inhalt einer der ersten Sendungen nach dem TV-Fasten? Trivium. Keine Sorge, nicht nur. Morde gibts schon auch wieder. Lustige.
Ich schreibe dann ein Drehbuch, es geht darin um einen freundlich-herzlichen Naturburschen der seine Naturwelt mit einem TV-Gerät tauscht und nach Jahren als totgelangweilte Mumie entdeckt wird. Wer war der oder waren die Mörder? Ein Thriller.
Liebe Grüße
in die Runde und an Herrn Canine
Tf
PS:
Die letzte aktuelle Welle der Beitragsverweigerung wurde durch ein Lied, ein Kinderlied ausgelöst. Nachgeschlagen wurde auch noch.Wer hats bestellt? Wer zahlts?
Lieber Herr Canine, liebe Runde
genaugenommen sitze ich seit Jahrzehnten vor keiner TV-Gerätschaft auch wenn ich es davor mit Ausdauer so hielt. Nun könnte Mensch daraus schließen, ich könnte bei dem Thema gar nicht mitreden. Dem wäre auch so, wenn nicht, ja wenn nicht die Leute so viel reden würden, von ihrem Fernsehabend und dem Programm. Zudem werden regelmäßig Sendungen, gerade Meldungen der Abendnachrichten gern in sozialen Medien kritisch beschrieben.
Ich sehe es so, viele die wie ich damals, sich mit regelmäßiger Gewohnheit dem TV-Programm aussetzen, viele haben heute den Eindruck den ich vor vielen Jahren hatte, als ich mich entzog, auf Entzug ging.
Scherzhaft, gesprächsweise (ich oute mich als Liebhaber der Cafehauskultur, bitte nicht mit Stammtischgesprächen gleichsetzen) meinte ich in launiger Runde: Wenn ich König von Deutschland wäre, ich würde als erstes die sämtlichen Sender abstellen.
Damals gab es noch kein Internet. Kein Smartphone. Festnetztelefonie gabs.
Die Leute an meinem Tisch befürchteten schreckliches, was würde nicht alles geschehen ohne Fernsehprogramm, Mord und Totschlag, das Ausbrechen lange niedergehaltener Emotionen, zerbrechen von Ehen und Freundschaften, das Ende der Zivilisation. Von den dann lautstark außer Rand und Band geratenen Kindern in der Dreizimmerwohnung ganz zu schweigen.
Also besann ich mich und forderte das Abstellen der Sender für nur drei Wochen.
Aktuell, einer meiner Cafehaus-Freunde, für mich Inbegriff gemütlich behäbiger Zufriedenheit, kam er nicht plötzlich und unerwartet in Wallung als er erzählte, er könne zappen soviel er wollte, überall die gleichen Meldungen (Stichwort Australien brennt ab). Und so geht es seit Jahren mit modernen Legenden (aus Australien kommen in den alternativen Medien Fotos von frisch ergrünten ehemaligen Brandstellen), derzeit aktuell, ein Virus.
Mir war schon lange klar, die Welt will nicht gerettet werden. Wozu auch? Aber ich möchte mich retten vor dieser Weltsicht. Ich durfte erfahren dass die Welt und die Erde vielfältiger sind und reicher, nach anderen Gesetzen funktionieren, keineswegs nur aus Kriminalfällen bestehen, über einen Geist verfügen der sich, meiner Meinung nach in dem bisher gebotenen Programm nicht spiegelt. Nicht selten oder kaum, nicht.
Als vermeintlicher König von Deutschland musste ich einsehen, das, das Abschalten für drei Wochen musste vorbereitet sein. Mit griffigen Parolen: Wochen des Mitmenschen, Wochen des Gesprächs, Wochen der Nachbarschaft und so weiter. Wie üblich, wenns im Fernsehn kommt, nach vier Wochen Berieselung in diese Richtung sind die Leute schon ganz gespannt auf das Experiment. Und dann 3 Wochen Pause. So oder so ähnlich hätte ich das gemacht, wenn ich König von Deutschland wäre. Selbstverständlich wären in der Vorbereitungsphase auch Hinweise und Ratgeber über sonstige Beschäftigungen in den eigenen vier Wänden zu Hauf über das erstaunte Publikum geschüttet worden. Der gesamte Erfahrungsschatz der Menschheit, wie er sich bis vor wenigen Jahrzehnten, also vor den 30gern zusammengetragen hat, was macht Mensch ohne TV-Gerät, wäre thematisiert worden.
Wochen der Geselligkeit wären ausgerufen worden.
Und so hat eben alles seine Vor- und Nachteile. Vergleichsweise, was ein flüchtiger Ehemann dem Wirt an Geld übergab, die heutigen Gebühren sind billiger, billiger aber auch die Unterhaltung.
Alle haben was gelernt von Edward Bernays und, auch wenn es Radio war, der Krieg der Welten löste eine beeindruckende Massenpanik aus. Die Programmmacher verstanden das viel schneller als das Publikum und sahen ihren Vorteil, sehen sie noch. Das trieb ja auch in der Jetztzeit wunderschöne Blüten des Übermutes, die Berichte des Claas Relotius, Hand auf Herz, wer erinnert sich? Ist noch gar nicht so lange her, ja der Spiegel, jetzt kein TV-Sender, aber wer wirds denn eng sehen, eine große Familie. Wie die Atlantik-Brücke und all die vielen Think-Tanks deren product-placement gerne regelmäßig erwartet und mit großem Ernst geschluckt wird. Selbst denken wird mit bewundernswerter Nachhaltigkeit erfolgreich verhindert. Und genau dieses, das ist meiner Meinung nach eine signifikante Forderung der Gegenwart. Miteinander Reden, ein Slogan der in die Vorbereitungsphase auch gut gepasst hätte. Aber auf meine lustige Weise gehts ja nicht, es soll stärkere Gewürze geben. Und die gibts. Derweil sich ein großer Teil der Bevölkerung Abend für Abend hypnotisieren lässt, mit Schrecken und Beruhigung mit erfundenen Problemen und mitgelieferten Lösungen, währenddessen gehen Dinge vor in den Gassen, auf Straßen und Plätzen. Diese Zeit des Selberdenkens, sie ist nicht aufzuhalten. Da macht jemand das Licht an. Psst, Werbung!
Ja, und was wäre Inhalt einer der ersten Sendungen nach dem TV-Fasten? Trivium. Keine Sorge, nicht nur. Morde gibts schon auch wieder. Lustige.
Ich schreibe dann ein Drehbuch, es geht darin um einen freundlich-herzlichen Naturburschen der seine Naturwelt mit einem TV-Gerät tauscht und nach Jahren als totgelangweilte Mumie entdeckt wird. Wer war der oder waren die Mörder? Ein Thriller.
Liebe Grüße
in die Runde und an Herrn Canine
Tf
PS:
Die letzte aktuelle Welle der Beitragsverweigerung wurde durch ein Lied, ein Kinderlied ausgelöst. Nachgeschlagen wurde auch noch.Wer hats bestellt? Wer zahlts?
Fiktion und Wahrheit.
Diese Pole.
Vermengen sich gern.
Mit Gejohle.