01.05.2021, 14:26
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.05.2021, 21:47 von Traumfinder.)
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Die hier in Ausschnitten aufgezeigte Auffassung zum Begriff der Wahrheit lässt eine gewisse Abstufung erkennen,
vom faktischen der Mathematik (1+1 =2) und der Bemessung der Dinge bis in die imaginären Welten. Ein Beispiel ist für jeden greifbar, der Bereich der Erinnerung. Hier besteht das Phänomen dass ein von mehreren Menschen erlebtes Ereignis sehr unterschiedlich erinnert werden kann.
Mein Prozess mit dem Begriff "Wahrheit" war in einem Forenbeitrag ein Anfang als meine Meinung: "Es gibt keine Wahrheit". Ich erkannte, doch es gibt sie in Bereichen der Tatsachen und Fakten, etwa in der Mathematik.
In anderen Bereichen ist sie auch eine Frage der Übereinkunft unter Menschen. In all diesem Anschauungsdurcheinander spielt ein sich herausbildendes Wahrheitsgefühl eine zunehmende Rolle.
Hier einige Auszüge aus Definitionen und Herleitungen, Zitate auch von vorlaufenden Wahrheitsforschern.
Wahrheit (von idg. *wēr- „Vertrauen, Treue, Zustimmung“; lat. veritas; griech. ἀλήθεια Aletheia, aus α privativum und λῆθος, P.P.P. von λανθάνω, „verbergen“, bedeutet also wörtlich: „das Unverborgene“) ist ein philosophischer Grundbegriff, der aber von verschiedenen Denkern sehr unterschiedlich gefasst wurde → Wahrheit.
„Die Wahrheit ist aber nichts, worüber man Meinungen haben kann. Eine Wahrheit weiß man, oder man weiß sie nicht. Es kann niemand sagen, daß die drei Winkel im Dreieck 725 Grad haben statt 180.“
Wahrheitsgefühl
„Alles, was wir Erfinden, Entdecken im höheren Sinne nennen, ist die bedeutende Ausübung, Betätigung eines originalen Wahrheitsgefühles, das, im stillen längst ausgebildet, unversehens, mit Blitzesschnelle zu einer fruchtbaren Erkenntnis führt. Es ist eine aus dem Innern am Äußern sich entwickelnde Offenbarung, die den Menschen seine Gottähnlichkeit vorahnen läßt. Es ist eine Synthese von Welt und Geist, welche von der ewigen Harmonie des Daseins die seligste Versicherung gibt.“
– J. W. Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre[1]
Im Lauf der Philosophiegeschichte wurden verschiedene Wahrheitstheorien entwickelt. Nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die wichtigsten Ansätze:
Position Wahrheitsdefinition Wahrheitsträger Wahrheitskriterium
Ontologisch-metaphysische Korrespondenztheorie „Veritas est adaequatio intellectus et rei“
Wahrheit ist die Übereinstimmung von erkennendem Verstand und Sache Denken Sachen in der Welt
Dialektisch-materialistische Widerspiegelungstheorie Übereinstimmung zwischen Bewusstsein und objektiver Realität Bewusstsein (orthodoxer Marxismus)
oder Aussage (moderner Marxismus) Praxis[3]
Logisch-empiristische Bildtheorie Übereinstimmung der logischen Struktur des Satzes mit der des von ihm abgebildeten Sachverhalts Satzstruktur Struktur der Sachverhalte
Semantische Theorie der Wahrheit „x ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“ (Für „p“ ist eine beliebige Aussage, für „x“ ein beliebiger Eigennahmen dieser Aussage einzusetzen.) Satz (der Objektsprache) Diskursuniversum (der Objektsprache)
Redundanztheorie Der Begriff der Wahrheit wird nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen. Sätze –
Performative Theorie das, was man tut, wenn man sagt, eine Aussage sei wahr Handlung / Sprechakt / Selbstverpflichtung eigenes Verhalten
Kohärenztheorie Widerspruchsfreiheit / Ableitungsbeziehungen einer Aussage zum System akzeptierter Aussagen Aussage Kein Widerspruch von Aussage und bereits akzeptiertem Aussage-System
Konsensustheorie diskursiv einlösbarer Geltungsanspruch, der mit einem konstativen Sprechakt verbunden ist Aussage/Proposition[4] begründeter Konsens unter Bedingungen einer idealen Sprechsituation[4]
Die Wahrheit ist ein freies schöpferisches Erzeugnis des Menschen
Rudolf Steiners Wahrheitsbegriff deckt sich in ihrem wesentlichen Kern mit keiner der genannten Wahrheitstheorien, sondern ist auf die schöpferische Freiheit des individuellen Menschen gegründet.
„Die Frage ist ja gar nicht, ob wir mit andern, sondern ob wir mit uns selbst übereinstimmend denken. Ist das letztere, so können wir des erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu sammeln, bey allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in Übereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie andre denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von aussen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie andre denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch andre. – Mit denen übereinzustimmend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?“
– Johann Gottlieb Fichte: Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit[6]
Die hier in Ausschnitten aufgezeigte Auffassung zum Begriff der Wahrheit lässt eine gewisse Abstufung erkennen,
vom faktischen der Mathematik (1+1 =2) und der Bemessung der Dinge bis in die imaginären Welten. Ein Beispiel ist für jeden greifbar, der Bereich der Erinnerung. Hier besteht das Phänomen dass ein von mehreren Menschen erlebtes Ereignis sehr unterschiedlich erinnert werden kann.
Mein Prozess mit dem Begriff "Wahrheit" war in einem Forenbeitrag ein Anfang als meine Meinung: "Es gibt keine Wahrheit". Ich erkannte, doch es gibt sie in Bereichen der Tatsachen und Fakten, etwa in der Mathematik.
In anderen Bereichen ist sie auch eine Frage der Übereinkunft unter Menschen. In all diesem Anschauungsdurcheinander spielt ein sich herausbildendes Wahrheitsgefühl eine zunehmende Rolle.
Hier einige Auszüge aus Definitionen und Herleitungen, Zitate auch von vorlaufenden Wahrheitsforschern.
Wahrheit (von idg. *wēr- „Vertrauen, Treue, Zustimmung“; lat. veritas; griech. ἀλήθεια Aletheia, aus α privativum und λῆθος, P.P.P. von λανθάνω, „verbergen“, bedeutet also wörtlich: „das Unverborgene“) ist ein philosophischer Grundbegriff, der aber von verschiedenen Denkern sehr unterschiedlich gefasst wurde → Wahrheit.
„Die Wahrheit ist aber nichts, worüber man Meinungen haben kann. Eine Wahrheit weiß man, oder man weiß sie nicht. Es kann niemand sagen, daß die drei Winkel im Dreieck 725 Grad haben statt 180.“
Wahrheitsgefühl
„Alles, was wir Erfinden, Entdecken im höheren Sinne nennen, ist die bedeutende Ausübung, Betätigung eines originalen Wahrheitsgefühles, das, im stillen längst ausgebildet, unversehens, mit Blitzesschnelle zu einer fruchtbaren Erkenntnis führt. Es ist eine aus dem Innern am Äußern sich entwickelnde Offenbarung, die den Menschen seine Gottähnlichkeit vorahnen läßt. Es ist eine Synthese von Welt und Geist, welche von der ewigen Harmonie des Daseins die seligste Versicherung gibt.“
– J. W. Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre[1]
Im Lauf der Philosophiegeschichte wurden verschiedene Wahrheitstheorien entwickelt. Nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die wichtigsten Ansätze:
Position Wahrheitsdefinition Wahrheitsträger Wahrheitskriterium
Ontologisch-metaphysische Korrespondenztheorie „Veritas est adaequatio intellectus et rei“
Wahrheit ist die Übereinstimmung von erkennendem Verstand und Sache Denken Sachen in der Welt
Dialektisch-materialistische Widerspiegelungstheorie Übereinstimmung zwischen Bewusstsein und objektiver Realität Bewusstsein (orthodoxer Marxismus)
oder Aussage (moderner Marxismus) Praxis[3]
Logisch-empiristische Bildtheorie Übereinstimmung der logischen Struktur des Satzes mit der des von ihm abgebildeten Sachverhalts Satzstruktur Struktur der Sachverhalte
Semantische Theorie der Wahrheit „x ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“ (Für „p“ ist eine beliebige Aussage, für „x“ ein beliebiger Eigennahmen dieser Aussage einzusetzen.) Satz (der Objektsprache) Diskursuniversum (der Objektsprache)
Redundanztheorie Der Begriff der Wahrheit wird nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen. Sätze –
Performative Theorie das, was man tut, wenn man sagt, eine Aussage sei wahr Handlung / Sprechakt / Selbstverpflichtung eigenes Verhalten
Kohärenztheorie Widerspruchsfreiheit / Ableitungsbeziehungen einer Aussage zum System akzeptierter Aussagen Aussage Kein Widerspruch von Aussage und bereits akzeptiertem Aussage-System
Konsensustheorie diskursiv einlösbarer Geltungsanspruch, der mit einem konstativen Sprechakt verbunden ist Aussage/Proposition[4] begründeter Konsens unter Bedingungen einer idealen Sprechsituation[4]
Die Wahrheit ist ein freies schöpferisches Erzeugnis des Menschen
Rudolf Steiners Wahrheitsbegriff deckt sich in ihrem wesentlichen Kern mit keiner der genannten Wahrheitstheorien, sondern ist auf die schöpferische Freiheit des individuellen Menschen gegründet.
„Die Frage ist ja gar nicht, ob wir mit andern, sondern ob wir mit uns selbst übereinstimmend denken. Ist das letztere, so können wir des erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu sammeln, bey allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in Übereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie andre denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von aussen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie andre denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch andre. – Mit denen übereinzustimmend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?“
– Johann Gottlieb Fichte: Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit[6]
Fiktion und Wahrheit.
Diese Pole.
Vermengen sich gern.
Mit Gejohle.