07.10.2011, 20:26
„Doch könnten die Stimmen nicht Überlagerungen von anderen Radiosendern sein? „So einfach ist die Sache nicht“, gibt Senkowski zu bedenken. So kommen die Botschaften selbst unter kontrollierten Bedingungen im „Faradayschen Käfig“ zustande, wo jegliche elektromagnetischen Signale ausgesperrt sind.
Der Physiker Ralph Lovelock und der Elektronikexperte Peter Hale führten am 27. März 1971 eine Versuchsreihe im abgeschirmten Labor von Belling & Lee Ltd. im englischen Enfield durch. Rund 20 Stimmen wurden unter strenger Beobachtung aufgezeichnet und analysiert. Nach dem Experiment erklärte der Versuchsleiter öffentlich: „Aus den Ergebnissen, die wir letzten Freitag erhalten haben, folgt, dass sich etwas ereignet, das ich mit physikalischen Begriffen nicht erklären kann.
Ermordeter meldet sich zu Wort:
Einige der Stimmen geben sogar nachprüfbare Informationen preis: Der Experimentator Hans Otto König beispielsweise empfing gleich zu Anfang seiner Experimente 1977 eine Stimme über sein Radio: „Hilf mir bitte, ich will zu meiner Mutter zurück.“ König fragte: „Wer bist Du?“ Antwort: „Gerd Siebeneicher.“ „Wo hast Du gewohnt?“ „Kaiserswerther Straße 23 in Ratingen bei Düsseldorf. “Umgehend fuhr König dorthin, um die Hausnummer 23 zu finden- doch dort waren damals nur noch Gärten zu finden – die Hausnummer 23 fehlte. König erkundigte sich beim Einwohnermeldeamt. Da ihm das genaue Todesdatum fehlte, konnte man ihm dort nicht weiterhelfen.
Vier Wochen gingen ins Land. Eines Abends fuhr König mit seiner Frau dann in ein Lokal zum Essen. Im Nebenraum saßen ein paar ältere Herrschaften aus Ratingen, also beschloss König, sie nach Gerd Siebeneicher zu fragen. Und er hatte Glück: „ Den Gerd, den habe ich gekannt. Er war der Sohn eines Hausmeisters und hat eine Spinnerei in Brand gesteckt“, wusste einer der Herren zu berichten. Danach sei der arme Kerl aus dem Fenster gesprungen und habe sich so das Leben genommen. Das sei 1932 gewesen.
Wieder zu Hause angekommen, stellte König sofort seine Apparatur an. Doch statt Gerd Siebeneicher meldete sich eine Frauenstimme: „Er hat sich nicht umgebracht, sondern ist aus dem Fenster gestoßen worden,“ Und damit nicht genug: Auch das Einwohnermeldeamt bestätigte, dass in diesem Jahr tatsächlich ein Gerd Siebeneicher in der Kaiserswerther Straße 23 gewohnt hatte.. „Gerd wollte das mit dem Selbstmord wohl nicht auf sich sitzen lassen“, vermutet König.
Stammen die Stimmen also alle von Verstorbenen? Nicht unbedingt. Am 22. September 1992 zeichnet Tonbandstimmen-Experimentator Adolf Homes eine Volksmusiksendung im lokalen Radio auf. Beim Abhören bemerkt er, wie eine abgehackte metallische Stimme die letzten Takte des Blasorchesters unterbricht: „Wesen meldet sich von HDE 226868. Wir haben keine Raumzeit. Unsere Gravitation ist 10 Milliarden Mal höher als die ihre, wodurch die Zeit bei uns erlischt. Quasare ermöglichen Kontakt über ihre Instrumente. Alles ist Doppelsystem. Das gesamte Sein entsteht durch Supernova. Ihre Wissenschaft könnte unsere Existenz beweisen. Sie will es nicht. Es gibt keine Phänomene noch Geheimnisse. Geben Sie Meldung weiter an Herrn Senkowski. Ende.“
Eine Botschaft von Ausserirdischen? Professor Senkowski zieht die Fachliteratur zurate. “HDE“, so findet er heraus, ist der Name des bis 1936 unter Astronomen gebräuchlichen Sternenkatalogs. Die Nummer 2226868 verweist auf einen blau leuchtenden Stern im Sternbild Schwan, 6000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Erstaunt stellt Senkowski fest, dass HDE 226868 mit seinem Begleiter Cygnus X-1 tatsächlich ein Doppelsternsystem bildet. Mehr noch: Cygnus X-1 gilt in der Astrophysik als heißer Kandidat für ein schwarzes Loch. Nur durch seine enorme Masse ist zu erklären, warum der 30 Sonnen große Überriese HDE 226868 nicht in seinen Begleiter Cygnus X-1 hineinstürzt. Seine Gravitation muss also gewaltig sein- genau wie das geheimnisvolle Wesen behauptet.
Ist das ein Beweis für die Echtheit der Stimmen oder gar für die Existenz Ausserirdischer? Professor Senkowsi wiegelt ab: Zwar spreche vieles dafür, dass das Phänomen real sei. Doch ob die Stimmen wirklich zu denen gehören, für die sie sich ausgeben, sei nach heutigem physikalischen Wissensstand unmöglich herauszufinden. Er rät deshalb dazu, die „Botschaften aus der Anderswelt“ nicht allzu nahe an sich herankommen zu lassen: „in der ganzen Zeit habe ich mir meinen Humor immer bewahrt.“
Phänomene Ausgabe 1/11 mysteries, Robert Fleischer